Geschichte der Arbeitsverwaltung in Deutschland

Geschichte der Arbeitsverwaltung in Deutschland Hans-Walter Schmuhl:

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Arbeitsmarktpolitik und Arbeitsverwaltung in Deutschland 1871-2002.
Zwischen Fürsorge, Hoheit und Markt, Nürnberg 2003 (= Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 270)
 
 
 
 
 

 

 

 

Danksagung


Das vorliegende Buch ist im Rahmen eines von der Bundesanstalt für Arbeit und von der Thyssen-Stiftung geförderten Forschungsprojekts am Historischen Seminar der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel entstanden. Ganz besonders herzlich möchte ich mich bei dem Projektleiter, Prof. Dr. Karl Heinrich Pohl, bedanken, der das Unternehmen auf den Weg gebracht und mit Rat und Tat zu einem guten Ende geführt hat. Seiner steten Ermutigung und Unterstützung verdanke ich viel. Ein herzlicher Dank geht weiterhin an Dagmar Vorbeck, Ulrike Renz, Claus Kröger und Katrin Stoll, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projekts, die in unermüdlicher Kärrnerarbeit Quellen und Literatur beschafft und gesichtet haben. Ein besonderer Dank gilt ferner Prof. Dr. Hans-Ulrich Wehler, der sich dazu bereit gefunden hat, die gesellschaftsgeschichtlichen Kapiteleinleitungen einer kritisch konstruktiven Lektüre zu unterziehen.

Bedanken möchte ich mich auch bei den Mitgliedern des von der Bundesanstalt für Arbeit eingesetzten Beirats, insbesondere bei Dr. Roland Schütz vom Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Bundesanstalt für Arbeit, der das Projekt vonseiten der Bundesanstalt federführend betreut hat, bei Dieter G. Maier von der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Mannheim, dem ich eine Fülle wertvoller Anregungen und Hinweisen verdanke, bei Prof. Dr. Jürgen Schneider, der einen Großteil des Bildmaterials zusammengetragen hat, und bei Gerd Peters vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung für die kritische Durchsicht des fertigen Textes. Ein Dank geht auch an Frau Jutta Sebald und Frau Martina Dorsch vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, die das Manuskript für den Druck eingerichtet haben.

Stellvertretend für den großen Kreis derer, die Bildmaterial zur Geschichte der Arbeitsverwaltung in Deutschland zur Verfügung gestellt haben, sei an dieser Stelle Frau Christiane Matthiesson, Bochum, Frau Else Schneider, Esslingen, und Herrn Roland Sagasser, Siegen, wärmstens gedankt.

Für ihre moralische Unterstützung bei den Höhen und Tiefen des Schreibprozesses danke ich meiner Lebenspartnerin, Dr. Regina Geitner, und meinen beiden Töchtern Miriam und Eva. Ihnen ist dieses Buch gewidmet.

Hans-Walter Schmuhl
Bielefeld, im August 2003

 

Kurzfassung


Die moderne Marktwirtschaft und -gesellschaft hat ein dynamisches, auf unbegrenztes Wachstum setzendes, aber immer prekäres, zeitweise krisenhaft gestörtes sozioökonomisches System geschaffen. Den neu entstehenden Arbeitsmärkten kam die Funktion zu, zwischen der stürmischen Bevölkerungsentwicklung, dem bestehenden Arbeitsangebot und der den heftigen saisonalen und konjunkturellen Ausschlägen folgenden Nachfrage der Wirtschaft nach Arbeitskräften zu vermitteln, wobei es zugleich den fortschreitenden wirtschaftlichen Strukturwandel im Zuge technischer Innovation, Rationalisierung und Globalisierung aufzufangen galt. In der historischen Langzeitperspektive betrachtet, stellte sich dabei ein labiles Fließgleichgewicht ein. Gleichwohl kam es immer wieder zu temporären, aber gravierenden Störungen der Arbeitsmärkte. Hier musste der im Entstehen begriffene Sozialstaat intervenieren, wenn das von ihm geknüpfte Netz sozialer Sicherung und Risikominimierung nicht zerreißen sollte. Die Regulierung der Arbeitsmärkte durch kommunal oder staatlich organisierte Arbeitsvermittlung stellt daher ein konstitutives Element moderner Sozialpolitik dar, sie trieb die Entwicklung hin zum voll entfalteten Sozialstaat machtvoll voran. Arbeitsmarktpolitik bewegt sich aber stets im Spannungsfeld von Sozial- und Wirtschaftspolitik, denn auch die Wirtschaftspolitik kommt in einer voll entfalteten Marktwirtschaft und -gesellschaft ohne eine Regulierung der Arbeitsmärkte nicht aus.

Im vorliegenden Buch wird die Geschichte der öffentlichen Arbeitsverwaltung in Deutschland von den ersten kommunalen Arbeitsnachweisen im Kaiserreich bis hin zur Krise und Reform der Bundesanstalt für Arbeit in der Gegenwart nachgezeichnet, wobei alle Felder der Arbeitsmarktpolitik berücksichtigt werden. Aspekte wie die Kontroll-, Selektions- und Sanktionsfunktion der Arbeitsverwaltung an den Rändern der Arbeitsgesellschaft, das Verhältnis von Selbstverwaltung und staatlicher Kontrolle, die Entwicklung der Frauenerwerbstätigkeit und Ausländerbeschäftigung werden im zeitlichen Längsschnitt verfolgt.

In der Kommandowirtschaft des nationalsozialistischen Staates wurde Arbeitsmarktpolitik den verbrecherischen Staatszielen der Rüstung, der Kriegführung und des Völkermords dienstbar gemacht. Die Verwicklung der Arbeitsverwaltung in die Massenverbrechen des NS-Staates - die Deportation der Juden, den Arbeitseinsatz von Sinti und Roma, den Mord an psychisch Kranken und geistig Behinderten, die Repressalien gegen "Asoziale", den massenhaften Einsatz von ausländischen Zwangsarbeitern - steht im Mittelpunkt des Kapitels über das "Dritte Reich".

In einem Exkurs wird die Arbeitsverwaltung in der DDR behandelt, um die Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland in einen innerdeutschen Vergleich einzubetten. Die Darstellung der Geschichte der Bundesanstalt für Arbeit folgt dem Spannungsbogen von der passiven zur aktiven Arbeitsmarktpolitik und deren Fortentwicklung zur aktivierenden Arbeitsmarktpolitik in der Gegenwart. Es wird gezeigt, dass die Bundesanstalt bei der Bewältigung der "Beschäftigungskatastrophe" im Zuge des Vereinigungsprozesses beachtliche Erfolge erzielt hat, obwohl das Instrumentarium der aktiven Arbeitsmarktpolitik, das auf die Feinsteuerung des Arbeitsmarktes unter den Bedingungen der Vollbeschäftigung zugeschnitten war, zur Bekämpfung struktureller Arbeitslosigkeit wenig geeignet war. Bei der Behandlung der jüngsten Vergangenheit werden die Schwerpunkte auf den Aufbau der Arbeitsverwaltung in den neuen Bundesländern, die Europäisierung des Arbeitsmarktes, die Durchbrechung des Vermittlungsmonopols der Bundesanstalt sowie neue Strategien zur Sicherung der Zukunft der Arbeit gelegt.