Aufbauseminar zur Geschichte der Neuzeit/Regionalgeschichtliche Übung: Schleswig-Holstein als "Kolonialmacht": Das Reichskommissariat Ostland

Inhalt

Während des Reichskommissariat Ukraine von der ostpreußischen Verwaltung übernommen wurde, fiel das "Ostland" faktisch an Schleswig-Holstein. Am 17. Juli 1941 wurde der Gauleiter Hinrich Lohse zum Reichskommissar ernannt. Das ihm zugeteilte Gebiet umfasste etwa 500.000 Quadratkilometer und hatte nach der Volkszählung von 1936 knapp über 9 Millionen Einwohner. Es war damit ungefähr 25x so groß wie Schleswig-Holstein und hatte sechsmal so viele Einwohner. Es wurde in 4 Generalkommissariate (Estland, Lettland, Litauen, Weißrussland), diese wiederum in 62 Hauptkommissariate, Stadtkommissariate und Gebieskommissariate unterteilt. Lohse umgab sich dabei größtenteils mit schleswig-holsteinischen Verwaltungsbeamten. Effektiv war diese Verwaltung vor allem hinsichtlich der Verschleppung von Zehntausenden von Menschen zur Zwangsarbeit ins "Reich" sowie bei der Erfassung und Vernichtung von "Kommunisten", "Partisanen", "Geisteskranken", Juden, Sinti und Roma - wobei unter Begriffe wie "Kommunisten" ect. auch wahllos ermordete Zivilisten gefasst wurden. Für den Vollzug des Massenmordes zeichnete sich die Einsatzgruppe A der Sicherheitspolizei und des SD verantwortlich. Im Seminar sollen der Aufbau des Verwaltungsapparates und die zuständigen Mitarbeiter untersucht werden sowie die Bedeutung des Reichskommissariats im Rahmen des "Holocausts" analysiert werden. Diesen Themenschwerpunkten und mehr soll in der Veranstaltung auf den Grund gegangen werden, wobei eine grundsätzliche Lektürefreudigkeit und die Bereitschaft zur aktiven Diskussion im Seminar sowie zur Übernahme eines Referats Voraussetzung für den Erwerb eines Leistungsnachweises und die erfolgreiche Teilnahme an der Veranstalltung darstellen.

Termine

Literatur

Bästlein, Klaus: Völkermord und koloniale Träumerei. Das "Reichskommissariat Ostland" unter schleswig-holsteinischer Verwaltung, in: NS-Gewaltherrschaft. Beiträge zur historischen Forschung und juristischen Aufarbeitung, hrsg. von Alfred Gottwaldt, Berlin 2005, S. 217-246. Nolzen, Armin: Die Landesleitung Ostland der NSDAP: Strukturen, Funktionen, Praktiken, in: Reichskommissariat Ostland. Tatort und Erinnerungsobjekt, hrsg. von Sebastian Lehmann u.a., Paderborn 2012, S. 147-169. Plöger, Christian: Von Ribbentrop zu Springer. Zu Leben und Wirken von Paul Karl Schmidt alias Paul Carell, Marburg 2009.