Aufbauseminar zur Geschichte der Neuzeit/Regionalgeschichtliche Übung: Rotes Tuch und rotes Schwein. Politische Protestkultur im deutschen Kaiserreich 1871 - 1918

Inhalt

Das wilhelminische Kaiserreich galt zu seiner Zeit als vergleichsweise moderne und fortschrittliche Staatsform, auch wenn dessen formell gewährte Grundrechte mitunter schwierig durchzusetzen waren. Dennoch erwuchsen aus der großen Reibungsfläche zwischen gesellschaftlichen und mitunter nationalen Gegensätzen im Inneren zahllose Konflikte. Sie standen einerseits vor dem Hintergrund wirtschaftlicher, technologischer sowie gesellschaftlicher Umwälzungen und lagen andererseits in der unzulänglichen politischen Repräsentation weiter Teile der Bevölkerung begründet, deren Interessen nicht immer zufriedenstellendend ausgeglichen werden konnten. Die politischen Ausdrucksformen der Betroffenen reichten von harmlosen Karikaturen, einer differenzierten Debattenkultur oder kreativer Aktion bis hin zu politischen Attentaten und gewaltsamen Aufständen. Neben der Beschäftigung mit den unzähligen Spielarten von Protest- und Gewaltpraktiken – etwa in städtischen Arbeitervierteln – geht es im Seminar vor allem um den kulturhistorischen Charakter und die Bedeutung unterschiedlicher Protestformen. Besonders in deren Verstetigung und Institutionalisierung kann ein Schlüssel zum Verständnis für die Einbindung oder Ausgrenzung unterschiedlicher Interessengruppen (z.B. Dänen, Polen, Katholiken oder Sozialisten) in das bzw. aus dem politischen System des Kaiserreichs liegen und deren Mäßigung oder Radikalisierung erklären.

Dozent(en)

Organisatorisches

Seminar, 2 SWS
Zeit und Ort: Mo 12:15 - 13:45, LS8 - R.227
vom 20.10.2019 bis zum 2.2.2020

Erwartete Teilnehmerzahl: 30