Familien mit behinderten Kindern in der DDR (Teilprojekt im Rahmen des vom BMBF finanzierten Vorhabens ,Verbundprojekt: Menschen mit Behinderungen in der DDR (DisHist).‘)

Fördervolumen: ca. € 200.000 (gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung) 

Laufzeit: Herbst 2018 bis Herbst 2021

 

Der Alltag von ostdeutschen Familien mit behinderten Kindern stellt sowohl aus Perspektive der DDR-Geschichte und Disability History als auch der Familiengeschichte und Care History ein Forschungsdesiderat dar. Unter Rückgriff auf Ergebnisse dieser Ansätze will das Projekt diese Lücken schließen und analysieren, wie nicht-behinderte und behinderte Angehörige im familiären Rahmen auf behinderungsspezifische Probleme, Barrieren und Diskriminierungserfahrungen reagierten. Im Zentrum stehen hierbei Rollenverteilungen und Aufgabenzuweisungen, Aushandlungsprozesse und Konfliktmechanismen, Machthierarchien und Identitätskonstruktionen innerhalb der Familien und deren Wandel im Zeitverlauf. Gleichfalls in den Blick genommen werden dabei gesamtgesellschaftliche Entwicklungen politischer, sozialer und kultureller Natur als Hintergrund für den familiären Alltag sowie Rückkoppelungseffekte zwischen beiden Sphären, bspw. der zunehmende Ausbau staatlicher sozialpolitischer Maßnahmen, insbesondere im Heim- und Sonderschulwesen. Hierbei können gerade auch im Vergleich zur westdeutschen Entwicklung verschiedene zeitgenössische sowie von der DDR-Forschung formulierte Thesen und Konzepte am Fallbeispiel von Familien mit behinderten Kindern auf ihre Tragfähigkeit hin überprüft werden. Mit wieviel ,Eigensinn‘ wurde beispielsweise auf die ,Fürsorgediktatur‘ oder staatlich propagierte, ideologisch gefärbte Erziehungskonzepte reagiert? Schlugen sich die vergleichsweise hohe Frauenerwerbstätigkeit und frühe Pluralisierung von Familienkonzeptionen auch in Familien mit behinderten Kindern und etwa der dortigen Verteilung der Pflegearbeit nieder? In diesem Sinne will die Arbeit erstmals unter Berücksichtigung der sich wandelnden historischen Kontexte auf empirischer Basis die Situation Sorge gebender und Sorge empfangender Angehöriger in Familien mit behinderten Kindern in der DDR nachzeichnen und erklären.

Mitarbeiterin:Pia Schmüser

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