Habilitationsprojekt

History in Limbo. Flughafentransitzonen zwischen globaler Mobilität und lokaler Ordnung, 1945-2000

Das Projekt erforscht die Entstehung und Bedeutung von Flughafentransitzonen seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Bedingt durch den wachsenden internationalen Luftverkehr jener Zeit bildeten sich aus den Wartebereichen vor den Flugsteigen zunehmend komplexe Raumstrukturen. Sie halfen, Mobilität an der Grenze zwischen Staat und Welt zu organisieren, zu gestalten und zu kontrollieren. Entscheidend dafür war die territoriale Ambiguität, durch welche sich die Transitzone vom umgebenden Terminal absonderte und unterschied: Der Transitbereich entwickelte sich einerseits zu einer internationalisierten Grauzone jenseits der Grenzkontrollen, andererseits blieb er staatliches Hoheitsgebiet, nützte gar explizit institutioneller Gestaltungsmacht. Erforscht wird, welche Akteure und Interessen – lokal, national und international – für die Ausgestaltung von Transitzonen maßgeblich waren. Das Projekt fragt nach der Rolle territorialer Ambiguität – nicht nur für die staatliche Nutzbarmachung von Transitzonen, sondern auch für internationale Organisationen wie die WHO oder die Internationale Zivilluftfahrtorganisation sowie für private Akteure, Beschäftigte und Reisende – in unterschiedlichen Themenfeldern wie Hygiene, Duty-Free-Konsum, Sicherheit, Migration, Reiseerleben und Wartekultur. Der Transitbereich dient als Untersuchungsraum für eine globale Mikrogeschichte von Flugmobilität und ihrer Kontrolle. Dabei wird er nicht als feststehender Raum verstanden, sondern als mehrdeutiges, wandelbares Ergebnis von Aushandlungsprozessen im Spannungsfeld von grenzüberschreitender Mobilität, liberalem Internationalismus und territorialer Ordnung. Das Projekt sieht vor, Transitzonen in unterschiedlichen Weltregionen vergleichend zu untersuchen. Auf diese Weise werden globale Einflussfaktoren ebenso sichtbar wie deren Wechselwirkung mit regional spezifischen Entwicklungen. Besonderes Augenmerk gilt der lokalen Einbettung der Transitzone und damit den Interaktionen zwischen den Akteuren, die den Raum vor Ort prägten – wie Polizei, Zollbeamte, Ladengeschäfte und Flughafengesellschaften – und den Reisenden, die ihn durchquerten. Dieses Vorgehen verspricht neue Einsichten in die kleinräumlichen Strukturen und lokalen Eigendynamiken, durch die übergeordnete Mobilitätspolitiken vor Ort umgesetzt und erlebt wurden.