Montag, 18. Februar - Mittwoch, 6. März 2019 Exkursion des ZAAS der CAU

 

In den Ruinen des alten Vijayanagara

 

Zwischen dem 18. Februar und 6. März 2019 unternahm das Zentrum für Asiatische und Afrikanische Studien (ZAAS) eine Exkursion nach Indien. Das ZAAS ist eine gesamtuniversitäre Einrichtung, welches sich als Plattform interdisziplinären Austausches zu Asien und Afrika versteht. Die Ziele der Fahrt bestanden darin, den teilnehmenden Studierenden einen Einblick in Geschichte und Kultur des großen, von vielerlei Kulturen und Landschaften geprägten Landes zu geben. Insbesondere sollte dabei nach kulturellen Austauschprozessen zwischen Indien und Europa im Altertum und in der Neuzeit gefragt werden. An der Exkursion nahmen 15 Studierende sowie vier weitere Mitglieder des ZAAS teil. Geleitet wurde die Gruppe von Herrn Prof. Dr. John Peterson (Allgemeine Sprachwissenschaft, ISFAS) und Herrn Prof. Dr. Martin Krieger. Zur Vorbereitung fand mit den Studierenden ein Workshop in Kiel statt.

 

Das Exkursionsprogramm orientierte sich an den zuvor formulierten Fragestellungen. In Hinblick auf die Kulturkontakte lag es nahe, sowohl einstige einheimische Residenz- und Tempelstädte im Hinterland als auch die ehemaligen europäischen Handelsplätze an den Küsten zu besuchen. Die Fahrt führte in diesem Sinne durch die Bundesstaaten Tamil Nadu, Karnataka und Goa, konzentrierte sich also auf das südliche Indien. Gereist wurde mit zwei zuvor angemieteten Kleinbussen; auf den letzten Etappen Mysore-Hampi und Hampi-Goa wurde in je einer Nacht- und einer Tagfahrt die Eisenbahn genutzt. Insgesamt legte die Gruppe auf diese Weise mehr als 2000 km zurück.

 

Zunächst ging es mit dem Flugzeug von Hamburg über Dubai nach Chennai (das alte Madras), wo zwei angemietete Kleinbusse bereits am Flughafen warteten. Für die Millionenmetropole Chennai war auf Grund des dichten Programms lediglich eine Übernachtung vorgesehen. Gleichwohl gelang es, den Studierenden zu Fuß und mit dem Bus einen guten ersten Einblick in den Alltag der Menschen einer indischen Großstadt zu geben. Besucht wurde zudem das alte englische Fort St. George, in dem um 1640 die englische Kolonialgeschichte in Südindien begann und das heute immer noch als Zentralverwaltung des Bundesstaates Tamil Nadu genutzt wird. Von Chennai aus begab sich die Gruppe entlang der Küste (die historische Koromandelküste) etwa 300 km in Richtung Süden. Gemeinsam mit Herrn Prof. Dr. Jeyaseela Stephen von der University of Pondicherry unternahm die Gruppe in Pondicherry einen Stadtrundgang, tauschte sich mit ihm fachlich aus und besuchte das örtliche Institut der Ècole française d’Extrême-Orient. Hier erfuhren die Studierenden einen tiefen Einblick in die aktuelle Erforschung historischer, südindischer Palmblatt-Inschriften. Ein besonderes Erlebnis stellte der Besuch Tranquebars dar, das sich zwischen 1620 und 1845 in dänischem Besitz befunden hatte. Ebenso beeindruckend war der Besuch der Moschee in der muslimisch geprägten Küstenstadt Nagore – ein mehrere hundert Jahre altes Gebäudeensemble, das immer noch als Pilgerstätte genutzt wird.

 

Von der Küste des Golfes von Bengalen ging es nach einigen Tagen westwärts ins Hinterland. Die ausführliche Besichtigung des mächtigen Tempels von Tanjore bot den Studierenden eine gute Vergleichsmöglichkeit zu den zuvor besuchten Tempeln von Mahabalipuram und Chidambaram und ermöglichte Aufschlüsse zur Entwicklung der klassischen südindischen Tempelbaukunst zwischen 700 und 1200 n.Chr. Über die altindische Residenzstadt Thiruchirapalli ging es auf steilen Straßen durch dichten Dschungel weiter in das bis zu 2600 m hohen Nilgiri-Gebirge, eines der bedeutendsten Teeanbaugebiete Indiens. Bei einer Wanderung durch eine Teeplantage und dem Besuch einer Teefabrik verschafften sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Einblick in die Teeproduktion. Es blieben eindrücklich die teils harten Lebensbedingungen der Arbeiterinnen und Arbeiter in der Region und der große Anteil der Handarbeit bei der Teeherstellung in Erinnerung.

 

Durch den Bandipur-Nationalpark, der in Anbetracht des in Indien deutlich zu spürenden Klimawandels kürzlich leider durch heftige Buschbrände heimgesucht worden war, reiste die Gruppe weiter nach Mysore – ein bis zur indischen Unabhängigkeit 1947 unabhängiges Fürstentum. In der gleichnamigen Hauptstadt beschäftigten sich die Studierenden am Beispiel der prachtvollen Palastarchitektur des 18. und 19. Jahrhunderts schwerpunktmäßig mit kulturellen Austauschprozessen zwischen Europa, dem nordindischen, islamisch geprägten Raum und Südindien. Einen der Höhepunkte der Reise stellte der Besuch der Ruinenstadt von Vijayanagara im Norden des Bundesstaates Karnataka dar. Hier bestand bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts eine der bedeutendsten Metropolen Indiens mit vermutlich Hunderttausenden von Einwohnern. Viele steinerne Gebäude – Tempel, Palastanlagen, Fragmente des Bewässerungssystems – haben sich bis heute erhalten und erlaubten einmal mehr tiefe Einblicke in die hochentwickelte Baukunst im alten Indien. Einige Tage verbrachte die Gruppe abschließend in der alten portugiesischen Kolonie Goa an der indischen Westküste. Hier stand einmal mehr die europäische Kolonialgeschichte auf dem Programm. 

 

Pancha Ratha (Mahabalipuram)

















 

 

Tempel von Tanjore

 

Teeplantage in den Nilgiris

 

Teeplantage in den Nilgiris, abends

 

Portugiesische Kirche in Goa
 

Beim Studium historischer Palmblatt-Schriften