Promotionsprojekt

Stadt und Kirche im spätmittelalterlichen Pula (12.-15. Jh.). Die Beziehungen kirchlicher und kommunaler Einrichtungen im Spiegel von Statuten und Urkunden

Beschreibung zum Promotionsprojekt (Stand:20.10.2016)

Die in der nördlichen Adria gelegene und heute größtenteils zu Kroatien gehörende Halbinsel Istrien bildet einen faszinierenden Untersuchungsraum. Sie war über Jahrhunderte hinweg ein strategisch wichtiger Außenposten an der Schwelle zur ostadriatischen Küstenregion. Sie bildete einen Begegnungsraum zwischen Deutschen, Italienern und Slawen. Insbesondere das westistrische Küstenland zeichnete sich durch eine Reihe von Städten aus, deren urbane und kirchliche Kultur bis in die römische Antike reichte. Dabei kam der Stadt Pula eine bedeutende Rolle zu: Bereits während des römischen Reiches war sie das urbane Zentrum Istriens. Diese Bedeutung schien sie auch während des Hoch- und Spätmittelalters beibehalten zu haben. Gleich drei Entwicklungsphasen der Stadt vom 12. bis zum 15. Jahrhundert machen dies deutlich: Im 12. Jahrhundert durchlebte Pula eine Phase relativer politischer Unabhängigkeit als Kommune. Vom 13. bis zum 14. Jahrhundert bildete die Stadt eine Signorie unter der Herrschaft der Patriarchen von Aquileia. Im Verlaufe des 14. und 15. Jahrhunderts war sie Teil des venezianischen Herrschaftsraumes.1
Das Promotionsprojekt unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Ludwig Steindorff hat zum Ziel, die Lebenswelt Pulas als urbanes Zentrum innerhalb der westistrischen Küstenregion zu untersuchen. Der Schwerpunkt wird auf den religiös-kulturellen Aspekt der Stadt gesetzt, wobei auch die politisch-herrschaftlichen und sozioökonomischen Verhältnisse berücksichtigt werden. Damit konzentriert sich die Arbeit auf die Interaktion und Beziehungen der drei bedeutenden Instanzen Pulas untereinander: Bischof, Kathedralkapitel und Kommune. Im gleichen Sinne sollen die übrigen Städte der istrischen Westküste fallweise mitberücksichtigt werden. Hier gilt es zu klären, inwiefern sie mit Pula als Zentrum eine Städtelandschaft gebildet haben. Unter diesen Gesichtspunkten werden die innerstädtischen Unruhen, das Notariats- und Stiftungswesen, das Wirtschaftsleben Pulas, sowie ihre Beziehung zum Umland, der Polesana, untersucht.
Die Statuten der Kommune, des Kathedralkapitels, zahlreiche Notariatsurkunden und Rechnungsbücher liefern hierzu einen ausführlichen Einblick. Ein großer Teil des Bestandes liegt zudem unediert in den Archiven Kroatiens, sowie Italiens vor und wird im Rahmen des Projektes erschlossen.

 

 

 

1 Zu diesen Punkten istrischer und pulanischer Stadtgeschichte sei auf die Arbeiten von Nada Klaić, Bernardo Benussi, Ludwig Steindorff, Egidio Ivetic und Tomislav Raukar verwiesen.