Rede des Abgeordneten Pružinec in der Nationalversammlung der Tschechoslowakei, 15. Sitzung, 18. Mai 1967


Sehr geehrte Nationalversammlung, ich reiche eine Interpellation ein im Namen von 21
Abgeordneten, mit der wir zeigen wollen, auf welche Weise Geld verschwendet wird, das der
staatliche Haushalt benötigt.
Nach den Grundsätzen der Arbeit und den Beschlüssen der Nationalversammlung soll sich die
Nationalversammlung zu grundlegenden Fragen des wirtschaftlichen, politischen und
kulturellen Lebens unserer Republik äußern.
Wir sind überzeugt, dass zwei Filme, die wir gesehen haben, die nach den Literární noviny
(Literaturzeitung) in diesem Monat Premiere haben sollen, einen „grundlegenden Weg
unseres kulturellen Lebens“ zeigen, den kein ehrlicher Arbeiter, Bauer oder Intelligenzler
einschlagen kann und wird. Denn die beiden Filme Tausenschönchen und Von der Feier und
den Gästen haben mit unserer Republik, dem Sozialismus und den Idealen des
Kommunismus nichts gemeinsam.


Ich ersuche deshalb den Minister für Kultur und Information, Genossen Hoffmann, den
Kulturausschuss der Nationalversammlung und die Zentrale Kommission der Volkskontrolle
und überhaupt die gesamte Nationalversammlung, sich radikal mit dieser Situation
auseinanderzusetzen und die notwendigen Konsequenzen zu ziehen gegenüber denen, die
diese Filme vorbereitet haben und insbesondere gegen die, welche bereit waren, diesen Müll
[tyto zmetky] zu bezahlen. Wir fragen die Regisseure Němec und Chytilová, welche
Belehrungen in Bezug auf Arbeit, Politik und Unterhaltung dieser Müll unserem arbeitenden
Volk in den Fabriken, auf den Feldern, auf dem Bau und auf anderen Arbeitsstellen bringt.
Wir fragen von dieser Stelle aus alle „kulturellen Arbeiter“: wie lange werdet ihr allen ehrlich
Arbeitenden ihr Leben schwermachen, wie lange werdet ihr noch die sozialistischen
Errungenschaften mit Füßen treten, wie lange werdet ihr spielen mit den Nerven der Arbeiter
und Bauern, und überhaupt, was für eine Demokratie wollt ihr da einführen? Wir fragen,
weshalb ihr glaubt, dass wir eine Grenzpolizei haben, die eine schwere kämpferische Aufgabe
erfüllt, damit keine Feinde zu uns kommen können, während wir, Genosse
Verteidigungsminister und Genosse Finanzminister, königliche Gehälter an innere Feinde
bezahlen, und sie die Früchte unserer Arbeit mit den Füßen treten lassen, Genosse Minister
für Landwirtschaft und Ernährung.


Wir fordern alle verantwortlichen Organe auf, sich mit dieser Sache zu befassen und nicht
zuzulassen, dass ein paar Einzelpersonen im kulturellen Leben, die auch wieder nur ein paar
Einzelne verstehen können, und für die wir den Sozialismus nicht bauen, uns das Leben
schwermachen.
Und überhaupt, wie ist es möglich, Genosse Sucharda und Genosse Černík, dass der
Grundsatz der Entlohnung für Arbeit nicht überall gleich eingehalten wird: nach Menge,
Qualität und gesellschaftlicher Bedeutung.


Genossinnen und Genossen, am Schluss empfehlen wir als Pflicht allen Abgeordneten, dass
diese Filme uns gezeigt werden, damit Sie eine Möglichkeit haben zu beurteilen, worüber wir
hier gesprochen haben.


An den Genossen Poledňák haben wir noch eine Frage: Was für Filme drehen Sie da in
letzter Zeit, die alle im Grunde ähnlich sind wie die beiden Filme, die wir zu Beginn genannt
haben. Es handelt sich um die Filme Märtyrer der Liebe, Im Zeichen des Krebses und Hotel
für Ausländer. Wir fordern, dass diese Filme aus unseren Kinos entfernt werden und dass sie
sich in der Zukunft ernsthaft mit ihrer Aufgabe befassen.


Unterschrieben von 21 Abgeordneten (Applaus)


Quelle: Společná česko-slovenská digitální parlamentní knihovna
Dokumenty českého a slovenského parlamentu
http://www.psp.cz/eknih/1964ns/stenprot/015schuz/s015016.htm