Zwischen dynastischer Räson und persönlicher Motivation: Fürstliche Witwer und ihre Handlungsspielräume im spätmittelalterlichen Reich (1250–1550) [abgeschlossen 11/2023]
(Leitung: Prof. Dr. Oliver Auge, Mitarbeiterin: Laura Potzuweit (M.A.))
Das von der historiographischen Forschung fast vollständig unbeachtete Phänomen des „Witwers im Fürstenstand“ steht im Fokus dieses von der DFG-geförderten Forschungsvorhabens. Beachtung finden dabei ungefähr 100 Fürsten, die im Betrachtungszeitraum mindestens einmal verheiratet waren und nach der Verwitwung für wenigstens zehn Jahre ehelos blieben. Die Frage nach der Motivation, Witwer zu bleiben, konnte dabei persönliche, dynastische, herrschaftliche als auch finanzielle Gründe umfassen. Neben die Fragen nach den Hintergründen tritt gleichermaßen auch die Frage nach den politisch-dynastischen, ökonomischen, verfassungsrechtlichen und repräsentativen Konsequenzen einer längeren Witwerschaft für den fürstlichen Witwer. Vor allem persönliche Dokumente wie Testamente, Chroniken aus dem persönlichen familiären Umfeld und die Korrespondenz bilden hierbei die Quellenbasis. Anhand einzelner, markanter Beispiele wird das Vorhaben schließlich exemplarisch Merkmale, Handlungsmuster und -spielräume des reichsfürstlichen Witwerstandes insgesamt eruieren können. Im Rahmen der Erforschung der fürstlichen Handlungsspielräume wird somit ein Beitrag zum weiteren Verständnis des spätmittelalterlichen Reichsfürstenstandes sowie der persönlichen Motivation als Einflussfaktor für das fürstliche Handeln geleistet. Dabei kann das Projekt dankenswerterweise auf die Vorarbeiten des Greifswalder „Principes“-Projekts unter der Leitung von Prof. Dr. Karl-Heinz Spieß zurückgreifen.
Auswahl an Publikationen der Forschungsstelle
Auge, Oliver/Potzuweit, Laura (Hrsg.): Witwerschaft. Der einsame Mann in Geschichte, Literatur und Film, Bielefeld 2024.
Auge, Oliver/Schnack, Frederieke M.: Fürstliche Witwer im spätmittelalterlichen Reich zwischen dynastischer Räson und persönlicher Motivation. Ein Problemaufriss, in: Archiv für Kulturgeschichte 101.2, 2019, S. 289–315.
Potzuweit, Laura: Zwischen dynastischer Räson und persönlichen Beweggründen. Fürstliche Witwer und ihre Handlungsspielräume im spätmittelalterlichen Reich (1250–1550), Diss. phil. Kiel 2023.
Potzuweit, Laura: Zwischen dynastischer Räson und persönlicher Motivation. Handlungsspielräume fürstlicher Witwer im Spätmittelalter (1250–1550), in: Mitteilungen der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen NF 8, 2019, S. 121–128.
Kieler Matrosenaufstand 1918 [abgeschlossen 2021]
(Prof. Dr. Oliver Auge, Knut-Hinrik Kollex (M.A.))
Der "Kieler Matrosenaufstand" vom November 1918 war eines der Ereignisse, durch die sich das Deutsche Kaiserreich zur Republik wandelte. Auch wenn die Bedeutung dieses Aufstandes unterschiedlich rezipiert wurde, ist es in der Geschichtswissenschaft in letzter Zeit um die damaligen Ereignisse in Kiel eher still geworden. Anlässlich des 100. Jubiläums im Jahr 2018 bietet sich die Gelegenheit zu einer intensiveren Beschäftigung mit der Rolle der "Kieler Matrosen" in der Revolution von 1918. Wurde sonst vor allem die Arbeiter-Bewegung ins Blickfeld genommen, soll nun insbesondere die Rolle der Matrosen untersucht werden. Neben der Klärung ereignisgeschichtlicher Fragen geht es vor allem um den Einfluss der Matrosen auf den politischen Meinungs- und Willensbildungsprozess der Bevölkerung am Beispiel Kiels und Schleswig-Holsteins. Neben einer umfangreichen Auswertung biographischer Quellen vor allem aus Militär- und regionalen Archiven werden Erkenntnisse auch aus einer systematischen Analyse zahlreicher zeitgenössischer Zeitungen gewonnen.
Das Projekt zum "Kieler Matrosenaufstand" wird in Zusammenarbeit mit dem Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum sowie dem Stadtarchiv Kiel realisiert und von der Stadt Kiel gefördert.
Den Bericht zum wissenschaftlichen Workshop im Vorfeld des 100. Jahrestages der Kieler Novemberereignisse 1918, der im März 2016 in Kiel stattfand, finden Sie hier. H-Soz-U-Kult
Zwischenpublikationen:
Kollex, Knut-Hinrik: Die Bedeutung von Handlungsräumen und deren Verlagerung am Beispiel von Matrosen- und Freikorpsbewegung 1918–1920, in: Regionalgeschichte. Potentiale des historischen Raumbezugs, hrsg. von Gallion, Nina/Göllnitz, Martin/Schnack, Frederieke M. (Zeit + Geschichte, Bd. 53), Göttingen 2021, S. 429-456. https://doi.org/10.13109/9783666317262.429
Kollex, Knut-Hinrik: Matrosen als 'Avantgarde'? Marinerevolten im revolutionären 20. Jahrhundert, in: Zeiten des Aufruhrs (1916-1921). Globale Proteste, Streiks und Revolutionen gegen den Ersten Weltkrieg und seine Auswirkungen (Alternative, Demokratien. Studien zur Geschichte der Sozialdemokratie und des Sozialismus, 5), herausgegeben von Marcel Bois und Frank Jacob, Berlin 2020, S. 139-167.
Kollex, Knut-Hinrik: Impulse und Parallelen. Die russischen Revolutionen und der Kieler Matrosenaufstand, in: Erster Weltkrieg im östlichen Europa und die russischen Revolutionen 1917 (Schriften des Zentrums für Osteuropa-Studien der Universität Kiel, 9), herausgegeben von Alexander Trunk und Nazar Panych, Frankfurt a.M. 2019, S. 165-191.
Kollex, Knut-Hinrik: In Erwartung einer Revolution. Das politische Bewusstsein in Kiel, in: Die Stunde der Matrosen. Kiel und die deutsche Revolution 1918, herausgegeben von Sonja Kinzler und Doris Tillmann, Darmstadt 2018, S. 47-52.
Kollex, Knut-Hinrik: Blaupause für die Revolution. Die „Kieler 14 Punkte“, in: Die Stunde der Matrosen. Kiel und die deutsche Revolution 1918, herausgegeben von Sonja Kinzler und Doris Tillmann, Darmstadt 2018, S. 122-127.
Kollex, Knut-Hinrik: „Ruhe und Ordnung“. Provinzielle Revolution in Schleswig-Holstein, in: Die Stunde der Matrosen. Kiel und die deutsche Revolution 1918, herausgegeben von Sonja Kinzler und Doris Tillmann, Darmstadt 2018, S. 133-139
Kollex, Knut-Hinrik: Aufstand oder Meuterei? Kiels Probleme im Umgang mit den Ereignissen vom November 1918, in: Sonja Kinzler/Doris Tillmann (Hrsg.): Die Stunde der Matrosen. Kiel und die deutsche Revolution 1918, Darmstadt 2018, S. 276-285.
Auge, Oliver/Tillmann, Doris (Hrsg.): Kiel und die Marine 1865-2015. 150 Jahre gemeinsame Geschichte, Kiel 2017.
Kollex, Knut-Hinrik: Problemfall Matrosenaufstand. Kiels Schwierigkeiten im Umgang mit einem Schlüsseldatum seiner und der deutschen Geschichte, in: Demokratische Geschichte 25 (2014), S. 307-328.
Das Projekt ist mit dem Erscheinen des Bandes zur Vortragsreihe abgeschlossen.
Kleinburgen als Phänomen sozialen und herrschaftsräumlichen Wandels. Die Beispiele Schleswig und Holstein (13.–16. Jahrhundert) [abgeschlossen 04/2019]
(Prof. Dr. Oliver Auge, Stefan Magnussen (M.A.), Jens Boye Volquartz (M.A.), Frederic Zangel (M.A.), Stefan Brenner, B.A.)
Der Übergang vom Hoch- zum Spätmittelalter ist von einem tiefgreifenden gesellschaftlichen und politischen Wandel gekennzeichnet, der bezogen auf den Niederadel als Herrschaftskonsolidierung von „unten“ beschrieben werden kann. Diese Veränderungen hinsichtlich des Niederadels stehen im Fokus des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes. Die ab dem 13. Jahrhundert zunehmende Anzahl niederadeliger Kleinburgen dient als Zugang, um den Transformationsprozess und seine bisher kaum berücksichtigten Auswirkungen auf das Kleinburgenwesen anhand von Schleswig und Holstein systematisch zu untersuchen.
Das Projekt nimmt die Funktion solcher niederadeligen Kleinburgen in den Blick, fragt aber zudem danach, wie sich ihre Erbauer als Funktionsträger innerhalb der sich etablierenden Landesherrschaft verorten lassen. So ergibt sich ein klareres Verständnis des soziopolitisch bisher kaum erfassten Phänomens des Niederadels dieser Regionen, darüber hinaus wird ein Beitrag zur offenen Debatte um die sog. Ministerialität geleistet.
Das Forschungsvorhaben ist durch seine Ausrichtung auf ein Gebiet, das sowohl Dänemark als auch das Heilige Römische Reich umfasst, grundsätzlich international und -regional angelegt. Die signifikanten strukturellen und rechtlichen Unterschiede zwischen Schleswig und Holstein bieten ideale Bedingungen, um den Fragen vergleichend nachzugehen. Dabei sind besonders die im 14. Jahrhundert einsetzende Migration des holsteinischen Adels nach Schleswig und die damit verbundenen Auswirkungen auf den dortigen Adel und die Rückwirkung auf Holstein in den Blick zu nehmen. Das Forschungsvorhaben, das in dieser Form ein Novum darstellt, lässt somit herrschafts- und sozialhistorisch interessante Befunde erwarten, deren Bedeutung über den betrachteten Raum weit hinausgeht, da es Ansätze zur Übertragung auf vergleichbare Räume bietet und natürlich insgesamt in einem europäischen Kontext verortet ist.
Es besteht eine Kooperation mit dem Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein, wobei die dortige Datenbank genutzt und um die im Verlauf des Projekts gewonnenen Erkenntnisse erweitert wird, sowie mit dem Archäologischen Landesmuseum Schloss Gottorf. In letzterem Falle wird der Nachlass von Karl-Wilhelm Struve ausgewertet, in dem auch die Erkenntnisse des Sonderforschungsbereichs 17 „Skandinavien- und Ostseeraumforschung“ ihren Niederschlag gefunden haben.
Weiterführende Literatur:
Zangel, Frederic/Volquartz, Jens Boye/Magnussen, Stefan: Burgen in Schleswig-Holstein. Drei Dissertationsvorhaben, ihre Fragestellungen und Methoden, in: Natur- und Landeskunde 123 (2016), S. 20-28.
Volquartz, Jens Boye/Zangel, Frederic: Kleinburgen als Phänomen sozialen und herrschaftsräumlichen Wandels. Die Beispiele Schleswig und Holstein (13.-16. Jahrhundert), in: Mitteilungen der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte 89 (2015), S. 36-38.
Den Abschlussbericht des Projektes finden Sie hier.
Buchprojekt 150 Jahre Kreise in Schleswig-Holstein [abgeschlossen 09/2017]
1867 wurden im Zuge einer umfassenden Verwaltungsreform unter preußischer Ägide erstmalig flächendeckend Kreise in Schleswig-Holstein etabliert, die bis zum heutigen Tag als wichtige Verwaltungsebene nicht wegzudenken sind. Aus Anlass der 150jährigen Wiederkehr dieses für die Kommunalpolitik und Verwaltungsgeschichte Schleswig-Holsteins wichtigen Ereignisses erarbeitet ein Team von Autorinnen und Autoren unter der Leitung von Prof. Dr. Oliver Auge im Auftrag des Schleswig-Holsteinischen Landkreistages sowie in enger Abstimmung mit den einzelnen Kreisen eine Festschrift, die im Herbst 2017 der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt werden soll.
Literatur:
125 Jahre Kreise in Schleswig-Holstein, hrsg. vom Schleswig-Holsteinischen Landkreistag. Mit Beitr. von Carl-August Conrad und Alfons Galette, Neumünster 1992.
Abschlusspublikation:
Auge, Oliver (Hrsg.) im Auftrag des Schleswig-Holsteinischen Landkreistages: Vom preußischen Erlass zum kommunalpolitischen Zukunftsprojekt: 150 Jahre Kreise in Schleswig-Holstein. Festgabe zum Jubiläum am 22. September 2017, Kiel 2017.
Wissenschaftliche Expeditionen und Forschungsreisen des 19. und 20. Jahrhunderts aus transnationaler Perspektive [abgeschlossen 05/2017]
(Martin Göllnitz (M.Ed.), Prof. Dr. Oliver Auge)
Das Forschungsvorhaben beschäftigt sich mit den wissenschaftlichen Expeditonen und Forschungsreisen des 19. und 20. Jahrhunderts, wobei schwerpunktmäßig englische, deutsche und dänische Unternehmungen – wie die Challenger-, Plankton- und Galathea-Expedition – in den Blick genommen werden. Zugleich sind in dem Projekt ausgesprochen vielfältige historische Bereiche zu bearbeiten – zu thematisieren sind sowohl Ozeane und Nebenmeere, Kontinente und Städte als auch Akteure und Gemeinschaften. Das zentrale Anliegen des Projekts ist die bewusste, konzeptionelle Pluralisierung von Forschungsreisen unterschiedlichster akademischer Disziplinen, deren wissenschaftliche Sujets ebenso facettenreich wie vielfältig motiviert waren. Wissenschaftspolitik spielt dabei eine wesentliche Rolle; ebenso jedoch figurieren Wissensgeschichte, kulturelle Konstruktionen und die Sehnsucht nach Abenteuern als relevante Felder.
Eine mit Bedacht weitgefasste Definition von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern schärft dabei den Blick für längerfristige Entwicklungen. Epochal liegt eine Konzentration auf das entwicklungsreiche 19. und das von politischen Umbrüchen geprägte 20. Jahrhundert vor. Mithilfe einer transnationalen Perspektive soll darüber hinaus gewährleistet werden, dass gesellschaftliche Akteure, die über Ländergrenzen hinweg agieren, nicht in einer nationalen "black box" verschwinden. Die Geschichte der Expeditions- und Forschungsreisen soll derart aus den Fängen der Meistererzählungen gelöst und zugleich komplexer, komplizierter, bunter gestaltet werden.
Abschlusspublikation:
Auge, Oliver/Göllnitz, Martin (Hrsg.): Mit Forscherdrang und Abenteuerlust. Expeditions- und Forschungsreisen Kieler Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im 19. und 20. Jahrhundert (Kieler Werkstücke Reihe A: Beiträge zur schleswig-holsteinischen und skandinavischen Geschichte Bd. 49), Frankfurt am Main u.a. 2017.
Vorarbeiten:
Göllnitz, Martin: Expeditions- und Forschungsreisen als Karrieresprungbrett? Norddeutsche Wissenschaftler als Teilnehmer der Galathea-, Challenger- und Plankton-Expedition, in: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte 141 (2016), S. 235-265.
Auge, Oliver/Göllnitz, Martin: Kieler Professoren als Erforscher der Welt und als Forscher in der Welt: Ein Einblick in die Expeditionsgeschichte der Christian-Albrechts-Universität, in: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. 350 Jahre Wirken in Stadt, Land und Welt, hrsg. von Oliver Auge, Kiel/Hamburg 2015, S. 949-972.
Die Geschichte der Kieler Studierenden(funktionäre) im Nationalsozialismus [abgeschlossen 03/2017]
(Martin Göllnitz (M.Ed.), Prof. Dr. Oliver Auge)
Ziel des von Martin Göllnitz bearbeiteten Forschungsvorhabens ist es, die Handlungsmöglichkeiten jungakademischer Funktionäre in den Jahren zwischen 1927 und 1945 aufzuzeigen. Untersucht werden zu diesem Zweck die Biographien und Gestaltungsoptionen der 39 männlichen Studierendenführer der Kieler Universität, die zwischen der Etablierung der Kieler NS-Hochschulgruppe im Jahr 1927 und dem Zerfall des NS-Regimes im Jahr 1945 der Kieler Studentenschaft, dem örtlichen Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) oder der schleswig-holsteinischen Gaustudentenführung vorstanden. Dies soll auf dem Weg einer Analyse der ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen sowie ihres Habitus geschehen, wobei angenommen wird, dass sich in einer Generation Gemeinschaften und Gruppen bilden. Deren innerer Zusammenhalt resultiert aus bestimmten Merkmalen wie generationeller Abgrenzung, habitueller Homologie, Zeiterlebnissen und -erfahrungen, die wiederum Aufschluss über ein spezifisches politisches Weltanschauungsprofil geben. Dieses Vorgehen erscheint geboten, weil diese Funktionselite der mittleren Ebene bislang in der Forschung als verlängerter Arm der Parteispitze oder nationalsozialistischer Hochschulpolitiker angesehen wird, ohne dass es dazu bisher Untersuchungen gegeben hätte. Der Vorstellung, bei den Akteuren habe es sich um eine von außen gesteuerte Gruppe gehandelt, welche ihre Befehle aus der Münchener Parteileitung oder den Berliner Ministerien erhielt, ist bislang nicht in ausführlicher Weise nachgespürt worden. In der vorliegenden Arbeit werden erstmalig die Handlungsmöglichkeiten studentischer NS-Funktionäre ausgeleuchtet, deren Anliegen die Eroberung und Kontrolle der Hochschule, die Neubildung des Studentenwesens und die Beförderung der eigenen politischen Karriere waren.
Abschlusspublikation (Dissertationsschrift):
Göllnitz, Martin: Der Student als Führer? Handlungsmöglichkeiten eines jungakademischen Funktionärskorps am Beispiel der Universität Kiel (1927-1945) [erscheint voraussichtlich 2018 in der Reihe "Kieler Historische Studien" beim Jan Thorbecke Verlag in Ostfildern].
Vorarbeiten:
Auge, Oliver/Göllnitz, Martin: Die Christian-Albrechts-Universität und ihre Geschichtsschreibung, in: Christiana Albertina 78 (2014), S. 35-58.
Göllnitz, Martin: Der Student als Führer. Eine Projektskizze zur Rolle der Kieler Studierenden in der Zeit des Nationalsozialismus, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte 88 (2015), S. 59-63.
Göllnitz, Martin: "Hier schweigen die Musen" - Über die erfolgten Schließungen und geplanten Aufhebungen der Christiana Albertina, in: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. 350 Jahre Wirken in Stadt, Land und Welt, hrsg. von Oliver Auge, Kiel/Hamburg 2015, S. 260-276.
Die Fürstinnen des Landes zwischen Macht und Schicksal [abgeschlossen 02/2017]
(Prof. Dr. Oliver Auge, Melanie Greinert (M.A.))
Das Projekt widmet sich den Fürstinnen Schleswigs und Holsteins, deren politische, kulturelle sowie dynastische Rolle in den bisherigen Darstellungen zur Landesgeschichte kaum Aufmerksamkeit fand. Mittels umfangreicher Recherchen in regionalen wie auch überregionalen Museen, Bibliotheken und Archiven und der systematischen Durchsicht von Literatur- und Quellenmaterial werden vielfältige Informationen zu den Landesherrscherinnen im Zeitraum von 1550 bis 1800 gewonnen, die nach neuesten wissenschaftlichen Kriterien erfasst und ausgewertet werden. Anhand der konkreten Lebensumstände wie Herkunft und Alltag, den umfangreichen Beziehungs- und Kommunikationsnetzwerken sowie den unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten werden exemplarisch das Selbst- und Rollenverständnis der Fürstinnen im höfischen Raum und ihr Agieren in der kulturellen wie auch politischen Praxis analysiert. Die Ergebnisse zeigen die mögliche Bedeutsamkeit bzw. Einflussnahme weiblicher Patronage für die regionale Sozial- und Kulturgeschichte auf und lassen Rückschlüsse auf Persönlichkeiten zu, deren Darstellung erstmalig im Rahmen des Projekts der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird und ein differenziertes Bildnis der Fürstinnen des Landes ermöglicht.
Abschlusspublikation (Dissertationsschrift):
Greinert, Melanie:
Teilhabe an dynastischer Herrschaft zwischen Unterordnung und Selbstbehauptung - Handlungsspielräume frühneuzeitlicher Fürstinnen am Beispiel der Herzoginnen von Schleswig-Holstein-Gottorf (1564-1721).
Festschrift zum 350-jährigen Bestehen der CAU zu Kiel (1665–2015) [abgeschlossen 10/2015]
(Prof. Dr. Oliver Auge, Nadine Albers)
Im Jahr 2015 feiert die Kieler Christian-Albrechts-Universität ihr 350-jähriges Bestehen. Das Präsidium der CAU hat die Abteilung für Regionalgeschichte mit der Aufgabe betraut, aus diesem Anlass eine Festschrift herauszugeben. Diese soll keine chronologische Institutionengeschichte nach dem Muster älterer Universitäten liefern, sondern den Charakter eines Sammelbandes um relevante Schwerpunktthemen tragen, die das Leben und Wirken der Universität in der Stadt Kiel, im Land Schleswig-Holstein und in der Welt in der Vergangenheit und Gegenwart offenbar werden lassen. Zahlreiche kompetente Autorinnen und Autoren aus den verschiedensten Fachbereichen Universität wirken an diesem Publikationsvorhaben mit.
(Prof. Dr. Oliver Auge, Swantje Piotrowski M.A., Martin Göllnitz (M.Ed.), Lisa Kragh (B.A.), Thomas Griskiewitz (B.A.), Karen Bruhn (B.A.), Ricarda Richter)
Das Projekt Kieler Gelehrtenverzeichnis – Kieler Professorinnen und Professoren von 1919 bis 1965 – ist eine Online-Sammlung biographischer Daten über alle Kieler Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer, die zwischen 1919 und 1965 an der Christian-Albrechts-Universität gelehrt haben. Seit Mai 2010 wurde in Vorbereitung auf das Universitätsjubiläum im Jahr 2015 an der Abteilung für Regionalgeschichte des Historischen Seminars auf der Grundlage vertiefter Archivrecherchen an der detaillierten Rekonstruktion der Lebens- und Karriereverläufe gearbeitet. Dank der erfolgreichen interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Geschichtswissenschaft und Informatik (AG Kommunikationssysteme, Institut für Informatik) konnten somit in einer ersten Phase 13.5000 Lebensstationen und ca. 1.000 Kieler Professorinnen und Professoren zwischen 1919 und 1965 online dokumentiert werden. Auf der Basis des im Semantic Web frei zur Verfügung gestellten Datenmaterials sind für künftige Studien und Forschungsvorhaben sowie für einen Blick in die vielfältige Personengeschichte der Universität unterschiedlichste Zugänge möglich. Das Kieler Gelehrtenverzeichnis – welches in seiner ersten Phase mit dem Ende des Universitätsjubiläums 2015 erfolgreich abgeschlossen wurde – liefert somit einen zentralen Baustein zur Erschließung der neueren Wissenschafts- und Universitätsgeschichte.
Auge, Oliver/Piotrowski, Swantje (Hrsg.): 32 exzellente Köpfe aus 350 Jahren CAU. Ein studentisches Projekt, Kiel 2015.
Auge, Oliver/Piotrowski, Swantje (Hrsg.): Gelehrte Köpfe an der Förde. Kieler Professorinnen und Professoren in Wissenschaft und Gesellschaft seit der Universitätsgründung 1665 (Sonderveröffentlichungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, 73), Kiel 2014.
Auge, Oliver/Piotrowski, Swantje (Gasthrsg.): Jahrbuch für Universitätsgeschichte 16 (2013), S. 143-339 [Schwerpunkt: Professorenkataloge 2.0 – Ansätze und Perspektiven webbasierter Forschung in der gegenwärtigen Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte].
Göllnitz, Martin: Das 'Kieler Gelehrtenverzeichnis' in der Praxis. Karrieren von Hochschullehrern im Dritten Reich zwischen Parteizugehörigkeit und Wissenschaft, in: Jahrbuch für Universitätsgeschichte 16 (2013), S. 291-312.
Göllnitz, Martin: Forscher, Hochschullehrer, Wissenschaftsorganisatoren: Kieler Professoren zwischen Kaiserreich und Nachkriegszeit, in: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. 350 Jahre Wirken in Stadt, Land und Welt, hrsg. von Oliver Auge, Kiel/Hamburg 2015, S. 498-527.
Volbehr, Friedrich/Weyl, Richard (Hrsg.): Professoren und Dozenten der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel: 1665–1954, Kiel 1956.
Wiegand, Otto Friedrich (Hrsg.): Bibliographie zur Geschichte der Christian-Albrechts-Universität Kiel, 2. Bde., Kiel 1964–1981.
Städtische Gemeinschaft und adlige Herrschaft in der mittelalterlichen Urbanisierung ausgewählter Regionen Zentraleuropas [abgeschlossen 11/2013]
(Prof. Dr. Oliver Auge, Nina Kühnle M.A.)
Lange Zeit hat sich die historische Forschung der Geschichte nur der „großen“ Städte gewidmet, was in unserem Raum nicht zuletzt die Hansestädte meint. Erst in jüngerer Zeit wird auch die Geschichte der kleineren städtischen Kommunen, der sog. Klein- und Mittelstädte, erforscht, die bislang ganz im Windschatten der Großstädte standen.
In Zusammenarbeit mit dem Kieler Lehrstuhl für Sozial‐ und Wirtschaftsgeschichte (Prof. Dr. Gerhard Fouquet) und durchaus im weiteren Rahmen des Projektes „Fürsten und Hanse“ wird in diesem Vorhaben des Kieler Lehrstuhls für Regionalgeschichte das Verhältnis städtischer Gemeinschaften zur fürstlichen Herrschaft im Kontext der mittelalterlichen Urbanisierung untersucht. Als Vergleichsobjekte dienen dabei die Klein‐ und Mittelstädte Schleswig‐Holsteins und Württembergs.
Vorarbeiten: Auge, Oliver: Kongruenz und Konkurrenz: Württembergs Residenzen im Spätmittelalter, in: Rückert, Peter (Hg.): Der württembergische Hof im 15. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden‐Württemberg, Reihe B, 167), Stuttgart 2006, S. 53-74.
Ders.: Zu Entstehung und Entwicklung der ländlichen Gemeinde im westlichen Tirol und angrenzenden Räumen bis zum Ausgang des Mittelalters, in: Loose, Rainer (Hg.): Von der Via Claudia Augusta zum Oberen Weg. Leben an Inn und Etsch. Westtirol und angrenzende Räume von der Vorzeit bis heute (Schlern‐Schriften, 334), Innsbruck 2006, S. 193-211.
Ders.: Genese und Struktur der Dorfgemeinde, in: Lorenz, Sönke/Zotz, Thomas (Hgg.): Spätmittelalter am Oberrhein. Alltag, Handwerk und Handel 1350–1525 (Aufsatzband zur Großen Landesausstellung Baden‐Württemberg in Karlsruhe), Stuttgart 2001, S. 515-522.
Ders.: Stadtwerdung in Tirol. Ansätze, Ergebnisse und Perspektiven vergleichender Stadtgeschichtsforschung, in: Loose, Rainer/Lorenz, Sönke (Hgg.): König, Kirche, Adel – Herrschaftsstrukturen im mittleren Alpenraum und angrenzenden Gebieten (6.–13. Jahrhundert), Lana 1999, S. 307-364.
Das Klosterregister und Klosterbuch Schleswig-Holstein und Hamburg [abgeschlossen 10/2019]
(Prof. Dr. Oliver Auge, Dr. Katja Hillebrand)
Von 2007 bis 2019 wurde im Rahmen der Tätigkeiten an der Forschungsstelle Geschichte und kulturelles Erbe der Klöster und Stifte im Ostseeraum bis zur Reformation mit dem Projekt Klosterregister/Klosterbuch Schleswig-Holstein und Hamburg erstmals eine umfassende, interdisziplinäre Bestandsaufnahme des historischen, theologischen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens und Wirkens der Klöster, Stifte und Konvente in den ehemaligen Herzogtümern Schleswig, inklusiv der Niederlassungen auf heute dänischem Staatsgebiet, Holstein und Lauenburg sowie den Hansestädten Lübeck und Hamburg erstellt. Im ersten Projektabschnitt Klosterregister Schleswig-Holstein und Hamburg wurden auf Vollständigkeit hin zielend die überlieferten Quellen gesichtet, die bestehenden und vergangenen Baubestände und Sachgüter der Niederlassungen aufgenommen und ein Literaturverzeichnis für jede Institution erstellt. Diese Dokumentation legte erstmals die vielfältigen theologisch-spirituellen Leistungen und für die maßgeblichen kulturellen Errungenschaften für die Region offen und zeigte die bedeutenden Einflüsse der Orden auf die landesherrliche und städtische Politik sowie die wirtschaftliche Entwicklung der Herzogtümer und Hansestädte.
Diese weitreichenden Studien boten die Grundlage für die Erstellung des Klosterbuchs Schleswig-Holstein, das innerhalb des zweiten Projektabschnitts seine Bearbeitung fand und in dem die Arbeitsergebnisse des Klosterregisters zur Gänze einflossen. Ein international besetztes Team von 64 Autorinnen und Autoren aus Geschichte, Theologie, Kunst- und Baugeschichte, Archäologie, Germanistik und Musikwissenschaften verfasste die nach einem einheitlichen Gliederungsschema aufgebauten Einzelartikel zu den 59 Niederlassungen. Ein reiches Bildmaterial dokumentiert die neusten Forschungsergebnisse. Karten zu den Besitzungen und Einkünften vertiefen die Studien zur Wirtschaftsgeschichte. Im Oktober 2019 wurde die zweibändige Publikation in der Landesvertretung Schleswig-Holstein in Berlin und auf der Frankfurter Buchmesse der Öffentlichkeit vorgestellt.
Im Jahr 2020 wurde das wegweisende Handbuch mit dem Preis der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte prämiert.
Literatur:
Auge, Oliver/Hillebrand, Katja (Hgg.): Klosterbuch Schleswig-Holstein und Hamburg. Klöster, Stifte und Konvente von den Anfängen bis zur Reformation, 2 Bde., Regensburg 2019.
Auge, Oliver/Hillebrand, Katja: Klöster in Schleswig-Holstein. Von den Anfängen bis zur Reformation, Kiel/Hamburg 2017.
Auge, Oliver/Hillebrand, Katja (Hgg.): Klöster, Stifte und Konvente nördlich der Elbe. Zum gegenwärtigen Stand der Klosterforschung in Schleswig-Holstein, Nordschleswig und den Hansestädten Lübeck und Hamburg, Neumünster 2013 (Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 120).
Ahlers, Jens/Auge, Oliver/Hillebrand, Katja (Hgg.): Glauben, Wissen, Leben. Klöster in Schleswig-Holstein. Begleitband zur Ausstellung 21. Aug.‒4. Dez. 2011 i. d. Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek, Kiel 2011.