Kleinburgen als Phänomen sozialen und herrschaftsräumlichen Wandels. Die Beispiele Schleswig und Holstein (13.–16. Jahrhundert) [abgeschlossen 04/2019]

(Prof. Dr. Oliver Auge, Stefan Magnussen (M.A.), Jens Boye Volquartz (M.A.), Frederic Zangel (M.A.), Stefan Brenner, B.A.)
 

Der Übergang vom Hoch- zum Spätmittelalter ist von einem tiefgreifenden gesellschaftlichen und politischen Wandel gekennzeichnet, der bezogen auf den Niederadel als Herrschaftskonsolidierung von unten beschrieben werden kann. Diese Veränderungen hinsichtlich des Niederadels stehen im Fokus des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes. Die ab dem 13. Jahrhundert zunehmende Anzahl niederadeliger Klein­burgen dient als Zugang, um den Transformationsprozess und seine bisher kaum berücksichtigten Auswirkungen auf das Kleinburgenwesen anhand von Schleswig und Holstein systematisch zu untersuchen. 

Das Projekt nimmt die Funk­tion solcher niederadeligen Kleinburgen in den Blick, fragt aber zudem danach, wie sich ihre Erbauer als Funktions­träger innerhalb der sich etablierenden Landesherrschaft verorten lassen. So ergibt sich ein klareres Verständnis des soziopolitisch bisher kaum erfassten Phänomens des Niederadels die­ser Regionen, darüber hinaus wird ein Beitrag zur offenen Debatte um die sog. Ministerialität geleistet. 

Das Forschungsvorhaben ist durch seine Ausrichtung auf ein Gebiet, das sowohl Dänemark als auch das Heilige Römische Reich umfasst, grundsätzlich international und -regional angelegt. Die signi­fi­kanten strukturellen und rechtlichen Unterschiede zwischen Schleswig und Holstein bieten ideale Bedingungen, um den Fragen vergleichend nachzugehen. Dabei sind besonders die im 14. Jahrhundert einsetzende Migration des holsteinischen Adels nach Schleswig und die damit verbundenen Auswirkungen auf den dortigen Adel und die Rückwirkung auf Holstein in den Blick zu nehmen. Das Forschungsvorhaben, das in dieser Form ein Novum darstellt, lässt somit herrschafts- und sozialhistorisch interessante Befunde erwarten, deren Bedeutung über den betrachteten Raum weit hinausgeht, da es Ansätze zur Übertragung auf vergleichbare Räume bietet und natürlich insgesamt in einem europäischen Kontext verortet ist. 

Es besteht eine Kooperation mit dem Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein, wobei die dortige Datenbank genutzt und um die im Verlauf des Projekts gewonnenen Erkenntnisse erweitert wird, sowie mit dem Archäologischen Landesmuseum Schloss Gottorf. In letzterem Falle wird der  Nachlass von Karl-Wilhelm Struve ausgewertet, in dem auch die Erkenntnisse des Sonderforschungsbereichs 17 Skandinavien- und Ostseeraumforschung ihren Niederschlag gefunden haben. 

 

Weiterführende Literatur: 

Zangel, Frederic/Volquartz, Jens Boye/Magnussen, Stefan: Burgen in Schleswig-Holstein. Drei Dissertationsvorhaben, ihre Fragestellungen und Methoden, in: Natur- und Landeskunde 123 (2016), S. 20-28. 

Volquartz, Jens Boye/Zangel, Frederic: Kleinburgen als Phänomen sozialen und herrschaftsräumlichen Wandels. Die Beispiele Schleswig und Holstein (13.-16. Jahrhundert), in: Mitteilungen der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte 89 (2015), S. 36-38. 

 

Den Abschlussbericht des Projektes finden Sie hier.