Agrarpolitik in der Zeit des Nationalsozialismus und die Schleswig-Holsteinische Landgesellschaft

(Leitung: Dr. Sven Hamann)

Die Agrarpolitik der Nationalsozialisten hatte vor allem auf das von der Landwirtschaft geprägte Schleswig-Holstein tiefgreifende Auswirkungen. Zentrale Aufgaben in der Umsetzung der Siedlungspolitik sowie der Umstrukturierung landwirtschaftlicher Flächen kamen der 1913 gegründeten Schleswig-Holsteinischen Höfebank, seit 1936 Schleswig-Holsteinische Landgesellschaft, zu. Bislang ist unerforscht, wie diese Siedlungsgesellschaft die reichsweiten Ziele nationalsozialistischer Agrarpolitik umsetzte und welchen Einfluss sie auf die Eigentumsverhältnisse und landwirtschaftlichen Strukturen in Schleswig-Holstein ausübte. 
Das Ziel dieses Projektes besteht in der Erforschung der Bedeutung der Landgesellschaft vom Ausgang der Weimarer Republik über die Zeit des Nationalsozialismus bis in die ersten Jahrzehnte der Bundesrepublik hinein. Dabei soll deutlich werden, inwiefern die Krisenjahre der ausgehenden 1920er Jahre Auswirkungen auf die Besitzverhältnisse landwirtschaftlicher Nutzflächen hatten, wie das „Reichserbhofgesetz“ sie ab 1933 veränderte, in welchem Maße Besitz aus jüdischer Hand „arisiert“ wurde, sich Funktionsträger des nationalsozialistischen Staates persönlich bereicherten und bereits vor Beginn des Zweiten Weltkriegs weitreichende Flächen zugunsten der Wehrmacht vereinnahmt wurden. Nicht ohne Folgen blieb diese Politik bis weit in die Zeit der Bundesrepublik hinein, zementierte sie doch Besitzverhältnisse zum Teil bis in die Gegenwart. Zentraler Untersuchungsgegenstand ist daher auch der Umgang mit Wiedergutmachungsansprüchen vor allem jüdischer Verfolgter, aber auch von Kirchengemeinden und Stiftungen nach 1945 sowie die Anlage militärischer Einrichtungen durch die Bundeswehr und die zentrale Bodenreform im Zuge des in der Nachkriegszeit durchgeführten 30.000-ha-Programms. 

Gefördert wird das Projekt durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein sowie die Landgesellschaft Schleswig-Holstein.