Burgenland Waterkant. Transferprojekt zur kulturellen Inwertsetzung der hoch- und spätmittelalterlichen Burgen in Schleswig-Holstein

(Prof. Dr. Oliver Auge, Dr. Stefan Magnussen)

 

In der öffentlichen Wahrnehmung findet ein Burgenland Schleswig-Holstein bislang kaum statt. Dabei künden noch heute Burgwälle, Ortsnamen oder Schlossanlagen in prominenter Lage von der Existenz einstiger Burgen. Die Abteilung für Regionalgeschichte der Universität Kiel nahm dieses Desiderat zwischen 2015 und 2019 zum Anlass, um das bislang für Schleswig-Holstein vernachlässigte Burgenthema im Rahmen des DFG-geförderten Projektvorhabens „Kleinburgen als Phänomen sozialen und herrschaftsräumlichen Wandels. Die Beispiele Schleswig und Holstein (13. bis 16. Jh.)“ erstmals wissenschaftlich aufzuarbeiten. Das Vorhaben stellte nicht nur die regionale Burgenforschung auf ein neues Fundament, sondern weckte auch das öffentliche wie fachliche Interesse an dieser Burgenlandschaft. Mit dem nun von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) auf drei Jahre geförderten Transfervorhaben "Burgenland Waterkant" strebt das Projektteam gemeinsam mit den außeruniversitären Projektpartnern vom Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein sowie der Stiftung Museum Turmhügelburg Lütjenburg den Transfer der im Projektvorhaben zahlreich erzielten Erkenntnisse zur Entstehung und Entwicklung der hoch- und spätmittelalterlichen Burgen in Schleswig-Holstein und deren Bedeutung für Themen wie Landesherrschaft, Adel, Kirche, ländliche Gesellschaft, Verkehr, Wirtschaft usw. in die Öffentlichkeit an. 
Ziel des auf drei Jahre angelegten Vorhabens ist die Entwicklung und Erprobung eines unter Berücksichtigung modernster Methoden konzipierten Konzepts für die kulturelle Inwertsetzung der Burgen in Schleswig-Holstein, das den neuen Forschungsstand zum Thema anschaulich präsentiert. Somit soll nicht nur das bereits bestehende Angebot des Museums Turmhügelburg Lütjenburg nachhaltig erweitert, sondern auch die die heute noch sichtbaren Spuren im Land kulturell und touristisch erschlossen werden sollen. Mit seinem innovativen Ansatz und der Synergie aus privatem Engagement, öffentlicher Verwaltung und akademischer Forschung stellt das Transfervorhaben somit ein Novum dar, dessen Ergebnis das bereits bestehende Angebot an Lernorten zur Geschichte der Region sinnvoll und nachhaltig um das bislang vernachlässigte Thema der Burgen erweitern wird.
 

Auswahl an Publikationen der Forschungsstelle

  • Andresen, Henning: Bischöfliche Burgen im Norden. Die Beispiele Lübeck und Ratzeburg, in: Jahrbuch für Regionalgeschichte 39 (2021), S. 37–65.
  • Auge, Oliver / Magnussen, Stefan: Burgen neues Leben einhauchen. Einblicke in das neue Transferprojekt „Burgenland Waterkant“, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte 103 (2022), S. 59-63.
  • Auge, Oliver: Spielzeugritterburgen aus mediävistischer Sicht, in: Kühberger, Christoph (Hg.): Mit Geschichte spielen. Zur materiellen Kultur von Spielzeug und Spielen als Darstellung der Vergangenheit (Public History - Angewandte Geschichte, 6), Bielefeld 2021, S. 259-272.
  • Auge, Oliver / Magnussen, Stefan (Hg.): Schwabstedt und die Bischöfe von Schleswig (1268-1705). Beiträge zur Geschichte der bischöflichen Burg und Residenz an der Treene (Kieler Werkstücke Reihe A, 58), Berlin 2021.
  • Auge, Oliver (Hg.): Burgen in Schleswig-Holstein. Zeugen des Mittelalters einst und jetzt, Kiel/Hamburg 2019.
  • Auge, Oliver / Magnussen, Stefan: Burgkapellen in Norddeutschland und Dänemark: Der Norden als Sonderfall? in: Pfeifer, Gustav / Andermann, Kurt (Hg.): Burgkapellen. Formen - Funktionen - Fragen. Akten der Internationalen Tagung Brixen, Bischöfliche Hofburg und Cusanus-Akademie, 2. bis 5. September 2015 (Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs, 42), Innsbruck 2018, S. 271-285.
  • Auge, Oliver (Hg.): Vergessenes Burgenland Schleswig-Holstein. Die Burgenlandschaft zwischen Elbe und Königsau im Hoch- und Spätmittelalter (Kieler Werkstücke Reihe A: Beiträge zur schleswig-holsteinischen und skandinavischen Geschichte, 42), Frankfurt a. M. 2015.
  • Biermann, Felix et al.: Die erste Tielenburg? Die mittelalterliche Wehranlage an der Tielenau bei Pahlen (Dithmarschen), in: Burgen und Schlösser 59, 3 (2018), S. 131–156.
  • Magnussen, Stefan: Die Friesenburg. Ein identitätsstiftender Mythos der nordfriesischen Geschichtsschreibung? In: Gallion, Nina / Göllnitz, Martin / Schnack, Friederike M. (Hg.): Regionalgeschichte. Potentiale des historischen Raumbezugs (zeit+geschichte), Göttingen 2021, S. 225–243.
  • Magnussen, Stefan: Burgen in umstrittenen Landschaften. Eine Studie zur Entwicklung und Funktion von Burgen im südlichen Jütland (1232–1440), Leiden 2019.
  • Magnussen, Stefan / Kossack, Daniel (Hg.): Castles as European Phenomena. Towards an international approach to medieval castles in Europe. Contributions to an international and interdisciplinary workshop in Kiel, February 2016 (Kieler Werkstücke A 52), Frankfurt am Main 2018.
  • Magnussen, Stefan: Die Turmburg von St. Marien in Flensburg. Erforschung eines Phantoms? In: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte 141 (2016), S. 7–30.
  • Zangel, Frederic: Castrum, curia, berchvrede. Die Burgen Holsteins und Stormarns in ihrer geschichtlichen Bedeutung und Wahrnehmung (1134 bis 1534) (Kieler Schriften zur Regionalgeschichte, 6), Hamburg/Kiel 2021.
  • Zangel, Frederic: „unse slot Trittow“. Das Schloss auf der Trittauer Krim im Wandel der Zeit (1326-1775), Kiel 2013.