Fragiles Lehnswesen – außer Lehen nichts gewesen? Das Lehnswesen zwischen historischer Realität, wissenschaftlichem Modell und Geschichtsunterricht

„Fragiles Lehnswesen – außer Lehen nichts gewesen? Das Lehnswesen zwischen historischer Realität, wissenschaftlichem Modell und Geschichtsunterricht“,

Sektion auf dem 54. Historikertag 2023 in Leipzig zum Thema „Fragile Fakten“:
Wann:
18.-22.September 2023
Wo: Leipzig
Veranstalter: Prof. Dr. Oiver Auge, Kiel / Dr. Frederic Zangel, Kiel
 

Die Ankündigung auf der Internetpräsenz des Historikertages finden Sie hier.
Die Ankündigung bei H-Soz-Kult finden Sie hier.
Einen Sektionsbericht finden Sie hier.

 

Mit dem Lehnswesen nimmt die Sektion ein Forschungsfeld in den Blick, das lange als „ausgeforscht“ galt, seit den von Susan Reynolds in den 1990er Jahren gegebenen Impulsen aber einer grundlegenden Revision unterzogen wurde und nun von Grund auf neu diskutiert wird. Innerhalb des Faches Geschichte kann das Thema in unterschiedlicher Art und Weise neu bearbeitet werden, wobei sich eine angeblich gesicherte Wissensbasis zunehmend als fragiles Faktengemenge herausstellt.
Für die Mediävistik stellt sich etwa die Frage, ob auf Europa insgesamt oder allein auf eine Region bezogen, anhand welcher Termini das Lehnswesen als historisches Phänomen in den Quellen erkennbar ist. Eine früher postulierte zwangsläufige Verknüpfung der Vasallität als personaler und des Lehens als dinglicher Komponente erwies sich vielfach als konstruiert. Dieses Missverstehen von Quellen verweist zudem auf zahlreiche Bezüge zur politischen Zeitgeschichte, die für das Lehnswesen ein nicht weniger spannendes Untersuchungsfeld darstellen. Für die Didaktik wiederum ist nicht abschließend geklärt, wie mit der im Schulbuch etablierten Lehnspyramide weiter umzugehen ist, die als Erklärungsmodell zur mittelalterlichen Gesellschaft eigentlich vollständig dekonstruiert wurde.
Die angedeutete Vielfalt möglicher Herangehensweisen wird für die Sektion genutzt, um zu einem umfänglicheren Bild des offenkundig fragilen Untersuchungsgegenstandes zu gelangen und zur laufenden Forschungsdebatte einen relevanten Beitrag zu leisten. Aufgrund ihrer inhaltlichen Ausrichtung ist die Sektion auch für LehrerInnen und SchülerInnen von großem Interesse.

Programm:

Von scheinbar ausgeforschter Stabilität zu faktischer Fragilität? Perspektiven auf das Lehnswesen als komplexen Untersuchungsgegenstand
Prof. Dr. Oliver Auge, Kiel

„Das Lehnswesen ist positiv gewendeter Feudalismus“. Über den Charakter einer Ordnungsmetapher
Dr. Simon Groth, Bonn

The Middle Ages without Feudalism – Wie, warum und zu welchem Zweck studieren und lehren wir Paradigmenwechsel?
Prof. Dr. habil. Thomas Martin Buck, Freiburg

„lӕn“ als Lehen und „foghedæ“ als Vasallen? Zum Lehnswesen in Dänemark im (nord)europäischen Kontext
Dr. Frederic Zangel, Kiel

Zusammenfassung
Prof. Dr. Jürgen Dendorfer, Freiburg