Ambiguität im Mittelalter. Formen zeitgenössischer Reflexion und interdisziplinärer Rezeption

Tagung in Greifswald vom 11. bis 13. April 2013


Tagungsleitung:

Prof. Dr. Oliver Auge (CAU, Kiel)
JProf. Dr. Christian Witthöft (CAU, Kiel)


Der Begriff der Ambiguität, im allgemeinen Sprachgebrauch als Mehrdeutigkeit und im engeren Wortsinn als Zweideutigkeit oder auch Doppelsinn (lat. ambiguitas) verstanden, stand bislang für die Rezeption der mittelalterlichen Kultur nur vereinzelt im Fokus der Forschung. Das mag unter anderem an dem Forschungsparadigma liegen, welches Ambiguität zu einem genuinen Epochenkennzeichen der Moderne stilisiert, während für die Vormoderne angenommen wird, dass doppeldeutige Aussagen, Handlungen und Deutungsmuster zumeist negativ konnotiert und in zahlreichen Diskursen ganz vermieden wurden. An dieser Stelle setzte diese interdisziplinäre Tagung im Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg in Greifswald an und wollte unter Beteiligung von Fachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern aus den Bereichen Geschichte, Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft und Islamwissenschaft eine Neubewertung des Phänomens für das Mittelalter wagen. Die Tagung setzte es sich zum Ziel, gerade die bewusst intendierten und/oder inszenierten Akte von Zweideutigkeiten, Gegensätzen und (scheinbaren) Widersprüchen in ihren kulturellen und literarischen Kontexten zu untersuchen und die vermeintliche ‚Ambiguitätsferne‘ der mittelalterlichen Kultur und Literatur auf den Prüfstand zu stellen.

Die Tagung wurde finanziell gefördert von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Essen

Tagungsort

Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg, Greifswald


Tagungsprogramm

Donnerstag, 11. April 2013

16.15 - 16.30 Uhr 
Begrüßung durch die Wissenschaftliche Direktorin des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs

16.30 - 17.15 Uhr
Zur Einführung: Phänomene der Ambiguität in der mittelalterlichen Kultur und Literatur
Oliver Auge (Kiel) / Christian Witthöft (Kiel)

Moderation: Oliver Auge (Kiel)

17.15 - 18.00 Uhr
Ambiguität in der klassischen arabischen Rhetoriktheorie
Thomas Bauer (Münster)

19.00 Uhr
Öffentlicher Abendvortrag mit anschließendem Empfang im Alfried Krupp Wissenschaftskolleg
„unusquisque in suo sensu abundet“ (Röm 14,5). Ambiguitätstoleranz in der Theologie des lateinischen Westens?
Christel Meier-Staubach (Münster)


Freitag, 12. April 2013

Moderation: Karl-Heinz Spieß (Greifswald)

08.45 - 09.30 Uhr
Ambiguität als Stärke und Schwäche einer ehrbewussten Gesellschaft: das Beispiel der hochmittelalterlichen Herrschaftsverbände
Gerd Althoff (Münster)

09.30 - 10.15 Uhr
Sehnsucht nach Eindeutigkeit? Zweikampf und Ordal im Mittelalter
Uwe Israel (Dresden)

10.15 - 10.45 Uhr
Kaffeepause

10.45 - 11.30 Uhr
Formen und Aspekte narrativer Ambiguität in Wolframs von Eschenbach ‚Parzival‘
Marin Münkler (Dresden)

11.30 - 12.15 Uhr
Verfahren von Disambiguierung mehrdeutiger Reden und Ereignisse in der mittelalterlichen Literatur: die Nektanabus-Episode im Alexanderroman
Monika Unzeitig (Greifswald)

12.15 - 14.00 Uhr
Mittagessen

Moderation: Immo Warntjes (Greifswald)

14.00 - 14.45 Uhr
Ambivalenzen des Wilden. Überlegungen zum Verhältnis von Anthropologie und Ökonomie im ‚Fortunatus‘
Bruno Quast (Münster)

14.45 - 15.30 Uhr
Ambiguitäten und Ambivalenzen in volkssprachiger Tierepik
Michael Waltenberger (Frankfurt a.M.)

15.30 - 16.15 Uhr
Referenz und Ambivalenz. Die Metapher im Übergang vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit
Udo Friedrich (Köln)

16.15 - 16.45 Uhr
Kaffeepause

Moderation: Monika Unzeitig (Greifswald)

16.45 - 17.30 Uhr
Die Ambiguität des Helden im adligen Tugend- und Wertediskurs
Birgit Studt (Freiburg i.Br.)

17.30 - 18.15 Uhr
Artusritter im Zwiespalt. Die Ambiguität mittelalterlichen Heldentums als räumlich disponierte Bilderzählung und Argumentationsstruktur im Iwein-Zyklus auf Schloss Rodenegg
Matthias Müller (Mainz)


Samstag, 13. April 2013

Moderation: Christian Witthöft (Kiel)

08.00 - 08.45 Uhr
Polyvalenzen und Kulturkritik. Zur notwendigen Neuausgabe des ‚Erec‘ Hartmanns von Aue
Timo Reuvekamp-Felber (Kiel)

08.45 - 09.30 Uhr
minne ist minne. Ambiguität eines fundamentalen Begriffs in Minnesang und Minnerede
Ludger Lieb (Heidelberg)

09.30 - 10.15 Uhr
Bedeutungswandel des Begriffes ‚Arbeit‘ in der Gesellschaft des Spätmittelalters
Yvette Nuckel (Bremen)

10.15 - 10.45 Uhr
Kaffeepause

Moderation: Oliver Auge (Kiel)

10.45 - 11.30 Uhr
Heiligkeit als Ambiguitätskonzept. Zur Konstruktion von Heiligkeit in der mittelalterlichen Literatur
Andreas Hammer (Göttingen)

11.30 - 12.15 Uhr
Biographik, Hagiographie, Apologie: Uneindeutigkeiten in Giannozzo Manettis Traktat ‚Adversus iudeos et gentes‘
Markus Schürer (Dresden)

12.15 - 13.00 Uhr
Abschlussdiskussion

ab 13.00 Uhr
Gemeinsames Mittagessen und Abreise