Dissertations-Projekt von Dr. des. Tobias Delfs (abgeschlossen 2017)

"Lebenswelten protestantischer Indienmissionare"

Sowohl die Dänisch-Englisch-Hallesche Indienmission als auch diejenige der Herrnhuter Brüdergemeine hatten mit sich in den 1770er Jahren noch massiv verschärfenden Schwierigkeiten zu kämpfen. Hierzu gehörte auch der Umgang mit dem Fehlverhalten von Missionaren in Indien. In diesem Projekt wird (1.) versucht, die Probleme und Zwänge, mit denen Missionare (und auch andere Europäer) in ihren Lebenswelten konfrontiert waren, zu rekonstruieren, um (2.) ihre Handlungsspielräume, auch angesichts der Reaktionen der fernen Missionszentralen, zu beleuchten. Ein Hauptaugenmerk wird dabei auf die in Indien Marginalisierten aus Europa zu legen sein. Durch die Konzentration auf das Fehlverhalten dieser Akteure und ihre Lebenswelten wird eine lineare und teleologische Perspektive auf die europäische Expansion nach Asien, deren Teil auch Missionare waren, zugunsten von Diversität und Fragilität in Frage gestellt. Gerade in Akteuren wie ihnen spiegelt sich die eigentliche Brüchigkeit und Widersprüchlichkeit der sich weltlich oder geistlich herrschaftlich gerierenden Institutionen. Sie verweisen auf die interne Vielfalt eines expandierenden Europas; auf soziale Schichtungen und Distinktionen wie auch auf vielfältige diskursive und normative Ordnungen, die ihrem Verhalten zugrunde lagen oder es definierten. 

Betreuung durch Prof. Dr. Jörg Fisch (Universität Zürich), Prof. Dr. Sven Trakulhun (Universität Zürich) und Prof. Dr. Martin Krieger (Universität Kiel)