Kai Gräf, M.A

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Leibnizstraße 8, Raum 205
Telefon: +49 431 880-2181
kgraef@histosem.uni-kiel.de

Kai Gräf, M.A.

 

 

Kai Gräf, Historiker und Germanist, wissenschaftlicher Mitarbeiter, vertretungshalber verantwortlich für die Aufrechterhaltung der Lehre im Bereich der ehemaligen Juniorprofessur für Außereuropäische Geschichte am Historischen Seminar, angegliedert an die Geschäftsführende Direktorin des Historisches Seminars, Prof. Dr. Susan Richter

 

SPRECHSTUNDE 



nach Vereinbarung

 

BERUFLICHER WERDEGANG 



2020–2022
Promotionsstipentiat der Studienstiftung des deutschen Volkes

2017–2019
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg

2017–2018
Pressereferent im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

 

AUSBILDUNG 


 

2016–2017
Volontariat im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

2009–2016
Studium der Geschichte, Germanistik, Politikwissenschaft und Philosophie an der Ruprecht-KarlsUniversität Heidelberg und der Queen Mary University of London, Abschluss: Staatsexamen

 

FORSCHUNGSINTERESSEN 


 

  • Geschichte der europäischen Aufklärung
  • Politische, philosophische und literaturwissenschaftliche Ideengeschichte
  • Literaturgeschichte des 18. bis 21. Jahrhunderts

 

LEHRVERANSTALTUNGEN 


 

  • Kaffeehäuser, Zeitungen und die ›bürgerliche Öffentlichkeit‹: Medien und Kommunikation im 18. Jahrhundert (Kiel, Sommersemester 2023)
  • »Vom Sinn und Unsinn der Geschichte«: Lektürekurs zum Werk Reinhart Kosellecks (Heidelberg, Wintersemester 2020/21)
  • Lektürekurs zur Theorie der Ideengeschichte (Heidelberg, Wintersemester 2018/19)
  • Die europäische Aufklärung. Debatten und Kontroversen (Heidelberg, Sommersemester 2018)

 

PROMOTIONSVORHABEN 



Das Problem des Unglaubens in der Spätaufklärung. Studien zur Vorgeschichte des Atheismusstreits

In meinem Dissertationsprojekt untersuche ich das ›Problem des Unglaubens‹ (Lucien Febvre) im ausgehenden 18. Jahrhundert. Den Ausgangspunkt der Arbeit bildet der ›Atheismusstreit‹ um Friedrich Carl Forberg (1770–1848) und Johann Gottlieb Fichte (1762–1814), die sich in den Jahren 1798/1799 nach einer kontroversen religionsphilosophischen Publikation mit dem Vorwurf des Atheismus konfrontiert sahen. Um diese Anschuldigung und die wortstarken öffentlichen
Verteidigungen der beiden Philosophen entstand rasch eine intensiv geführte publizistische Auseinandersetzung, in deren Folge Fichte seine Jenaer Professur verlor. Seine Entlassung markiert den spektakulären Höhepunkt der Unglaubensdiskussion im Zeitalter der Aufklärung und belegt eindrucksvoll die Konsequenzen, die allein mit dem Vorwurf des Atheismus noch am Ende des 18. Jahrhunderts verbunden waren.

Die berühmte Streitsache um Forberg und Fichte bildet den Fluchtpunkt einer Reihe von miteinander verknüpften Fallstudien, in denen ich die diskursive Vorgeschichte der Debatte beleuchte. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf die 1780er und 1790er Jahre, in denen der neuzeitliche Unglaubensdiskurs vor dem Hintergrund der ideengeschichtlichen Umbruchphase zwischen Spätaufklärung und Frühromantik, Kantianismus und Idealismus sowie im Kontext der politische Zäsur im Zeichen der atlantischen Revolutionen eine neue Prägung erhält. Im Mittelpunkt stehen vor allem in der Forschung bislang wenig beachtete Texte sowie Akteure der
sogenannten zweiten Reihe, die die bekannte Debattenabfolge vom ›Fragmentenstreit‹ der 1770er Jahre über den ›Spinozismusstreit‹ der 1780er Jahre bis hin zum ›Atheismusstreit‹ der 1790er Jahre aus einer neuen Perspektive zeigen. Nacheinander werden dabei die philosophischen, politischen und literarischen Aspekte des spätaufklärerischen Diskursphänomens ›Unglaube‹ in den Blick genommen, das – obwohl es auch am Ende des 18. Jahrhunderts nur wenige
bekennende Atheisten gab – in der gebildeten Öffentlichkeit häufig und kontrovers diskutiert wurde.

Disziplinär bewegt sich meine Arbeit an der Schnittstelle von Literaturwissenschaft, Geschichtswissenschaft und Philosophiegeschichte. Methodisch ist sie an einem
ideengeschichtlichen Kontextualismus orientiert, der im Sinne einer »Literaturgeschichte semantischer Einheiten« (Dirk Werle) die den Diskurs bestimmenden Argumente, Motive und Topoi herausarbeitet, ohne damit eine bloße Deskription atheistischen oder antiatheitischen Gedankenguts zu beabsichtigen. Das untersuchte Textsortenspektrum reicht dabei von der gelehrten Abhandlung über den populärer gehaltenen Essay, den philosophischen Dialog und den
politischen Traktat bis hin zur Briefpublizistik und nicht zuletzt der Roman- und Dramenliteratur. Dergestalt schließt meine Arbeit nicht nur an die aktuellen Forschungsdebatten zum Verhältnis von Aufklärung und Religion an, sondern leistet auch einen Beitrag zur zur Ideengeschichte der religiös-weltanschaulichen Heterodoxien an der Schwelle zur Moderne. Auf diese Weise bildet sie ein neues Kapitel in der langen »Streitgeschichte der Aufklärung« (Steffen Martus).

 

 PUBLIKATIONEN



Aufsätze

  • Baupläne einer vernünftigen Religion. Deutsche Spätaufklärer zwischen Unglaubensverdacht und deistischer Utopie, in: Aufklärungen. Strategien und Kontroversen vom 17. bis 21. Jahrhundert (Beihefte zum Euphorion, 117), hg. v. Johannes Birgfeld, Stephanie Catani u. Anne Conrad, Heidelberg 2022, S. 291–304.
  • Critique and Crisis in Context: Rereading Reinhart Koselleck’s Interpretation of the Enlightenment, in: Crisis and Renewal in the History of European Political Thought (History of European Political and Constitutional Thought, 4), hg. v. Cesare Cuttica u. László Kontler mit Clara Maier, Leiden/Boston 2021, S. 44–62.
  • »Beweis, daß der Atheismus keineswegs eine gefährliche Lehre sei« – Fichte, Forberg und der Atheismusstreit, in: Verfolgter Unglaube. Atheismus und gesellschaftliche Exklusion in historischer Perspektive, hg. v. Susan Richter, Frankfurt a. M./New York 2018, S. 177–204.
  • Kriegsbegeisterung und geistige Mobilmachung: Das »Augusterlebnis« in Heidelberg, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt 2015 (2014), S. 87–104.


Rezensionen

  • Rezension: Gergely Csukás, Topographie des Reiches Gottes. Die »Sammlung auserlesener Materien zum Bau des Reiches Gottes« und ihre Fortsetzungsserien, Göttingen 2020, in: Das achtzehnte Jahrhundert 47 (2023), S. 96–99.
  • Rezension: Friedrich Carl Forberg, Philosophische Schriften, 2 Bde., hg. v. Guido Naschert, Paderborn 2021, in: Arbitrium 40 (2022), S. 330–333.
  • Rezension: Albrecht Beutel, Der »fromme Laie« Justus Möser. Funktionale Religionstheorie im Zeitalter der Aufklärung, Tübingen 2020, in: Arbitrium 39 (2021), S. 188–191.
  • Rezension: Irene Dingel/Christiane Tietz (Hrsg.), Säkularisierung und Religion. Europäische Wechselwirkungen, Göttingen 2019, in: Blätter für württembergische Kirchengeschichte 121 (2021), S. 426–429.
  • Rezension: Margaret C. Jacob, The Secular Enlightenment, Princeton/Oxford 2019, in: FranciaRecensio 2020/1, <https://doi.org/10.11588/frrec.2020.1.71824>  
  • Rezension: Horst Dreier, Staat ohne Gott. Religion in der säkularen Moderne, München 2018, in: H-Soz-Kult, 2.5.2018, <http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-29304>.

 

Weitere Beiträge in H-Soz-Kult, GEO EPOCHE, FAZ, Kirche und Recht u. a.


WISSENSCHAFTLICHE VORTRÄGE UND PRÄSENTATIONEN 


 

  • Schwellen des Unglaubens: Das Deismusproblem in der deutschen Spätaufklärung — Die Sprachen der Frühen Neuzeit. 14. Arbeitstagung der AG Frühe Neuzeit im Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands, Bamberg, 23. September 2022
  • An Unpopular Discipline. Debating Intellectual History in Germany from the 1930s to the 1990s, — From Cambridge to Bielefeld – and back? British and Continental Approaches to Intellectual History, Humboldt-Universität Berlin, 3. Juni 2022 (mit Sebastian Schütte)
  • »Man hat die Gegenstände des Glaubens aus der Religion weg vernünftelt«. Aufgeklärte Unglaubenskritik in Johann Christoph Adelungs Geschichte der menschlichen Narrheit — Universität Siegen, 17. November 2021
  • Wie säkular war die Aufklärung? Deutsche Spätaufklärer zwischen Religionskritik und Atheismusverdacht — Kampfbegriff ‚Aufklärung‘. Intellektuelle Strategien und transkulturelle Kontroversen, Universität des Saarlandes, Saarbrücken, 1. Oktober 2020
  • The Limits to Toleration: Atheists in the Political Thought of the Enlightenment — 11th Annual London Graduate Conference in the History of Political Thought, London, 18. September 2020
  • Reinhart Koselleck and the Post-War Conservative Critique of the Philosophy of History — Post-1945 German Conservatism, Intellectual and Political. International Conference, Ungarische Akademie der Wissenschaften, Budapest, 12. April 2019
  • Critique and Crisis in Context. Rereading Reinhart Koselleck’s Interpretation of the Enlightenment — Crisis and Renewal in the History of Political Thought. 5th International Conference of the European Society for the History of Political Thought, Ruprecht-KarlsUniversität Heidelberg, 12. Oktober 2018
  • »Necessarily a despotism«? Kant and Democracy — Political Thought and Intellectual History Graduate Workshop, University of Cambridge, 6. Juni 2017

 

VERANSTALTUNGSORGANISATION