Aufbauseminar zur Geschichte der Neuzeit / Regionalgeschichtliche Übung: "Our best citizens" oder doch „Damn Dutchmen“ – Deutsch-Amerikaner in New York zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Inhalt

Angaben

Seminar, 2 SWS
Zeit und Ort: Mo 14:15 - 15:45, LS8 - R.101/102
vom 10.4.2016 bis zum 17.7.2016

In diesem Kurs geht es um die „Deutsch-Amerikaner“ in Greater New York, also um 1910 immerhin um eine ethnische Minderheit von knapp 850.000 Personen. Damit war die Metropole am Hudson eine der drei großen deutschsprachigen Städte neben Berlin und Wien. In dieser reichlich heterogenen und uneinigen Gruppe befanden sich auch eine Reihe von Auswanderern aus Schleswig-Holstein und Nordfriesland. Neben Milchfahrern und Deli-Store Besitzern von Föhr und Amrum lebten dort auch, aber wie in einer anderen Welt, der Senator des Staates New York Clarence Lexow, dessen Vater 1848 aus Tönning gekommen war oder der schwerreiche Diamantenimporteur und Investor Ludwig Nissen (1855-1924), ein gebürtiger Husumer, der 1872 dorthin ausgewandert war. Seine Biographie und sein Umfeld werden der Ausgangs- und Bezugspunkt unserer Bemühungen sein. Den thematischen und zeitlichen Schwerpunkt werden wir auf den New Yorker Bürgermeisterwahlkampf des Jahres 1901 legen, in dem er u.a. als stellvertretender Vorsitzender der Citizens‘ Union maßgeblich beteiligt war. Nach dem Wahlsieg der Reformkoaliton waren gerade die Deutsch-Amerikaner fest davon überzeugt, den entscheidenden Beitrag zum Erfolg geleistet zu haben: „The German citizen” sei nun „a recognized power in the community and he would be no longer referred to merely as the Dutchman (…)“. Allerdings kam es anders als von ihnen erwartet, da auf Seiten der anglo-amerikanischen Mehrheit niemand bereit war, auf die besonderen Befindlichkeiten der deutschstämmigen Mitbürger einzugehen. Wir werden der Frage nachgehen, wer diese „Deutschen“ eigentlich waren, wie sie sich über das Parteienspektrum verteilten und wer ihre Wortführer waren. Wer waren z.B. die Herren Feierabend, Wurster und Weisbrot, und was wollten sie? Gab es besondere deutsch-amerikanische Inhalte oder ging es bei „den Deutschen“ doch immer nur um das sonntägliche Bier, also allein um die Interessen der Großbrauereien im Kampf gegen die Prohibition? Am Beispiel Ludwig Nissen werden wir versuchen herauszufinden, was es um 1900 bedeutete, ein Deutsch-Amerikaner zu sein. Als Quelle werden uns die Tageszeitungen, vor allem der Brooklyn Daily Eagle und die New York Times reichhaltige Informationen bieten, die wir zusammentragen und auswerten wollen.

Literatur

Zur Vorbereitung empfehle ich, sich über den Zeitraum zwischen amerikanischem Bürgerkrieg und dem Ersten Weltkrieg mithilfe einiger Handbücher zu informieren, z.B. bei Edwin G. Burrows, Mike Wallace, Gotham. A History of New York City to 1898, New York 1999 oder Ric Burns, James Sanders, Lisa Ades, New York. Die illustrierte Geschichte von 1609 bis heute, München 2002; zu Ludwig Nissen: Paul-Heinz Pauseback, Ludwig Nissen – „eine einzigartige Figur in New York“, in: Nordfriesland 179 (Sep. 2012), S. 15-22; zu den Deutsch-Amerikanern: O'Connor, Richard: Die Deutsch-Amerikaner: so wurden es 33 Millionen, Hamburg 1970.

 

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 20

Zusätzliche Informationen

http://univis.uni-kiel.de/form?__s=2&dsc=anew/lecture_view&lvs=philos/histor/schles/aufbau_8&anonymous=1&dir=philos/histor/schles&ref=lecture&sem=2016s&__e=881