Digitale Quellenedition: „Korrespondenz einer Mäzenin – Die Briefe der Königin Sophie von Dänemark“

(Prof. Dr. Oliver Auge, Dr. Sebastian Joost) 


Dieses Projekt wird gefördert durch die Böckler-Mare-Balticum Stiftung

 

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(Dr. Sebastian Joost)


Sophie von Dänemark (1557-1631) zählt zu den interessantesten Frauen des konfessionellen Zeitalters. Geboren als mecklenburgische Prinzessin und 14-jährig mit König Friedrich II. von Dänemark vermählt, ging ihr Wirken weit über den einer Fürstin und Mutter zugestandenen Rahmen hinaus und prägte Wirtschaft, Politik und  Kultur ihrer Zeit. Ehrgeizig, gebildet und energisch war Sophie Regentin und Unternehmerin und trat als gut vernetzte Mäzenin in Erscheinung. Ihre Spuren sind bis heute allgegenwärtig. Während über dem Portal von Schloss Kronborg neben dem dänischen auch das mecklenburgische Wappen Sophies prangt, findet sich im Doberaner Münster ihr von Pieter Isaacsz geschaffenes Porträt.
Geprägt durch den kultivierten Hof ihrer Eltern in Güstrow, interessierte sich Sophie lebhaft für Architektur, Malerei und Bildhauerei. Ihre unternehmerischen Aktivitäten durchdrangen den gesamten Ostseeraum und machten sie als Königinwitwe zu einer der reichsten Frauen ihrer Zeit, die als Kreditgeberin der protestantischen Reichsfürsten über erheblichen Einfluss verfügte und sie zu einer wichtigen Förderin von Kultur und Wissenschaft werden ließ. Die von Sophie gepflegten Verbindungen haben sich in einem intensiven Transfer von Künstlern und Gelehrten niedergeschlagen, der sich in genealogischen Inszenierungen der Sepulkralkultur ebenso widerspiegelt, wie in der gegenseitigen Beeinflussung von Architektur und Malerei. 
So ist Schloß Nykøbing auf Falster als Sophies Witwensitz 1589 bis 1594 durch den Niederländer Philipp Brandin nach dem Vorbild des väterlichen Schlosses in Güstrow umgestaltet worden. Der Rostocker Maler und Radierer Franz Cleyn wurde nach kurzem Wirken in Dänemark durch Sophie an den Hof der Stuarts vermittelt und prägte im Dienst ihres Schwiegersohnes und Enkels die renommierte Wandteppichmanufaktur Mortlake bei London. 
Die Königinwitwe korrespondierte mit Künstlern und Wissenschaftlern, Dichtern und Bankiers, unter ihnen die Geschwister Sophie und Tycho Brahe, Johannes Kepler, Anders Sørensen Vedel, Pieter Isaaczs und Johan Gregor van der Schardt. Über fünf Jahrzehnte thematisiert sie Politik, Religion und Familie, Finanzgeschäfte und Landwirtschaft, Architektur und Malerei, Heilkunde und Hexerei, Astronomie und Literatur. 
Ihr Briefwechsel stellt nicht nur eine faszinierende Lektüre dar, sondern veranschaulicht, wie nationale und kulturelle Grenzen in dieser Korrespondenz selbstverständlich verschwimmen und sich dies auf konfessionelle und kulturelle Paradigmen auswirkt. Dabei offenbart die Königin Mechanismen fürstlichen Handelns und komplexe Netzwerke des Finanz- und Kulturtransfers zwischen Reformation und Dreißigjährigem Krieg. 
Das Projekt wird eine frei zugängliche digitale Edition der bislang unerschlossenen Korrespondenz Königin Sophie von Dänemarks bereitsstellen und ihre Briefe als Quelle politischer, wirtschaftlicher, sozialer und religiös-kultureller Transformationsprozesse im Ostseeraum erschließen. 

 


Literatur: 

Christianson/John Robert: On Tycho‘s Island: Tycho Brahe, Science and Culture in the Sixteenth Century, Cambridge 2002.

Hill/Thomas: Sophie, in: Biographisches Lexikon für Mecklenburg, Bd. 1, Bremen 1995, S. 197-200.

Joost/Sebastian: Sophie Königin von Dänemark, in: Neue Deutsche Biografie  (NDB), Bd. 24, Berlin 2010, S. 590f.

Lockhart/Paul Douglas: Frederik II. and the Protestant Cause, Leiden 2004.

Neumann/Carsten: Die Renaissancekunst am Hofe Ulrichs zu Mecklenburg, Kiel 2009.